Sachen gibt’s, die gibt’s gar nicht. Oder hätten Sie gedacht, dass es Menschen gibt, die nicht wissen, wie die klassische Briefmarke und ein Brief zueinanderkommen?
So geschehen dieser Tage in einem dieser Läden, die Lottozahlen, Tabakbedarf und Paketversendung auf dreieinhalb Quadratmetern unterbringen – der Hinweis auf die Enge ist hier nicht ganz unbegründet, konnten wir dem Drama, das sich vor unseren Augen abspielte, doch so ganz und gar nicht ausweichen. Doch der Reihe nach.
Mit dem Plan, ein Einschreiben mit Rückschein zu versenden, betraten wir nichtsahnend die kleine Filiale und fanden uns hinter einem Schüler von geschätzt 17 Jahren ein, der einen großformatigen Umschlag versenden wollte. Mit der Briefmarke in der einen und dem sperrigen Umschlag in der anderen Hand versuchte er vergeblich zu verstehen, wie nun die Briefmarke auf dem Brief zu applizieren wäre, wollte sie doch einfach nicht von alleine kleben bleiben. Hilflos wandte er sich an die Verkaufskraft hinter der Theke, ob sie ihm nicht helfen könne, er würde nicht so oft Briefe versenden und wisse nicht, was er nun tun solle. Ob man da an der Briefmarke vielleicht eine Folie abziehen müsse?
Die Dame deutete auf das dunkelgrüne Plastikschälchen mit dem orangenen Schwämmchen. Das half allerdings nur bedingt weiter, konnte er doch mit diesem Objekt überhaupt gar nichts anfangen. Schließlich sprang ich ihm bei: „Sie können die Briefmarke dort anfeuchten und dann aufkleben.“ Schwungvoll drückte er die kleine Briefmarke tief in das Schwämmchen und entnahm das Fetzchen Papier gut durchgefeuchtet. „Sie könnten die Briefmarke auch mit der Zunge ablecken“, fügte ich noch schnell hinzu. Also tat er auch dies wie geheißen und – was soll ich sagen, mit diesen vereinten Kräften blieb die Briefmarke schließlich auf dem gelbraunen Papier haften.
Liebe LehrerInnen, nehmt doch bitte mehr praktische Lebensanleitung in Eure Stunden auf – zum Wohle der Briefmarke und ihrer Freunde zumindest.