von Denise Klein
Die Zukunft der Markthalle treibt nicht nur die Beteiligten um, vielmehr sehen viele Bueraner Unternehmer die momentan vertrackte Situation sehr kritisch.
Dass als tragfähiges Modell nur ein Mieter wie TEDi Erfolg hätte, will eine Geschäftsinhaberin, die nicht mit Namen genannt werden möchte, nicht sehen. Für sie beweist der Feierabendmarkt auf der Domplatte, dass es noch eine kaufkräftige Kundschaft gibt: „Die Leute wollen ja offensichtlich hochwertige Produkte. In Buer gibt es keinen Feinkostladen mehr. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass eben dieses Konzept in der Markthalle gut angenommen werden würde“. Als weiteres Beispiel führt sie gutgehende Lokale und Restaurants an: „Für einen Platz im Officina muss man Wochen vorher vorbestellen. Gute Angebote haben hier in Buer durchaus ihre Kunden.“
Ähnlich sieht es Renate Loeschke, die sich als Inhaberin zweier Fachgeschäfte in der Ophofstraße sehr besorgt zeigt: „Es ist uns anderen Händlern gegenüber unfair und unverantwortlich, die Markthalle so lange leer stehen zu lassen. Bevor ich so ein Objekt kaufe, weiß ich doch, was machbar ist und was nicht“, ärgert sie sich.
Aber nicht nur die Causa Markthalle liegt den Bueraner Unternehmern schwer im Magen. Renate Loeschke spricht sicherlich für die Mehrheit, wenn sie die zunehmenden Leerstände beunruhigend findet: „Unsere Kunden drohen, abzuwandern. Viele beklagen, dass sie in Buer nicht mehr das bekämen, was sie bräuchten und dann in andere Städte fahren müssten. Und Kunden, die einmal weg sind, bekommt man kaum wieder.“ Renate Loeschke, die mit dem Tee-Laden Gschwender und „Der Kaffeebohne“ zwei Fachgeschäfte betreibt, liegt die Zukunft der Innenstadt sehr am Herzen.
Als sie vor 20 Jahren ihren Teeladen eröffnete, war sie euphorisch: „Wir hatten, und haben sie immer noch, eine tolle Kundschaft, die durchaus kaufkräftig ist. Aber Buer floriert nicht mehr. Wir brauchen ein ganzheitliches Konzept, das alle Beteiligten mit einschließt. Händler, Wirtschaftsförderung, aber auch die Vermieter. Die Mieten sind einfach zu hoch, als dass sich neue Geschäfte hier ansiedeln könnten. Da muss man doch denen entgegenkommen, die hier investieren wollen“, appelliert sie an die Vermieterseite. Immer wieder hört sie in Gesprächen mit ihren Kunden, dass Fachgeschäfte besonders gewünscht sind, dass die gemütliche Atmosphäre, die Buer lange Zeit ausmachte, verloren ginge. „Wir müssen die Reißleine ziehen, sonst droht Buer nichts Gutes.“
Kürzlich war ich nach fünf Jahren in Buer und war erschüttert. Als ehemaliger Bewohner von Gelsenkirchen, möchte ich mal meine Außenwahrnehmung beschreien. Eine Stadt mit einer derartigen Armutsentwicklung hat selbstständlich einen enorme Kaufkraftverlust. Wenn dann immer mehr hochwertige Einzelhandelsgeschäfte verschwinden, ist das eine sozialökonomische Folge. Dazu kommt noch der Onlinemarkt. Wichtig wäre in diesem Zusammenhang das Stoppen der Armutsentwicklung (höhere Einkommen, weniger Mini- und Teilzeitjobs).
Ich betrete viele Innenstädte auf Dienstreisen meist einmal und nie wieder, wenn ich geschockt werde von Billigketten, Spielhallen, Shisa-Bars und prekären Lebensverhältnissen. Was soll man dort? In die Markhalle gehört ein Mix aus Bistros für junge und ältere Menschen. Vielleicht noch ein Biometzger/Biobäcker und ausgefallene Lebensmittel. Vielleicht sind auch die Mieten am Standort zu hoch.
Wurden die Bueraner mal gefragt, was fehlt und wo sie hingehen würden?
Es fehlte doch schon immer an netten Cafes und Kneipen im nördlichen Ruhrgebiet. Studentenkneipen waren auch früher kaum zu finden.
Und bitte mehr ausprobieren: Kinderbetreuung, Seniorenangebote, Schülerangebote,…Kunst, Livemusik, Poetry Slam
Gelsenkirchen braucht mehr Leben und Farbe.