Die Kanalbühne im Nordsternpark ist ein besonderer Ort in der Stadt und könnte mehr Veranstaltungen mit überregionaler Bedeutung vertragen.
Anfang Mai wurde es wieder laut auf der Kanalbühne im Nordsternpark. Da passte es gut, dass die alten Herren von Sodom das Rock Hard-Festival eröffneten. Die Gelsenkirchener Band um den Frontmann Tom Angelripper gehört sei den 1980er-Jahren zu den Pionieren des Trash Metal. In den folgenden drei Tagen wurde es mit Coroner aus der Schweiz, Tiamat aus Schweden und Saxon aus England dann international.
Veranstalter des Festivals ist das Magazin Rock Hard aus Dortmund. „Die Kapazität des Geländes ist für uns genau richtig, und das Amphitheater ist die attraktivste Freilicht-Bühne im Revier“ sagt Chefredakteur Boris Kaiser. Die Veranstaltung ist das Highlight im Programm der Kanalbühne und sorgt regelmäßig für internationale Aufmerksamkeit. Ansonsten herrscht in Gelsenkirchen eher durchschnittliche Kost. Im letzten Jahr gehörten Matthias Reim und Helge Schneider zu den Höhepunkten bei den 11 Veranstaltungen.
2018 gab es den glücklichen Zufall, dass die Musiker vom Punkfestival „punk in drublic“ nicht an der Arena spielen konnten und in den Nordsternpark umzogen. NOFX, Bad Religion und die Lokalmatadore überzeugten bis zu 5.000 Zuschauer mit ihrem Auftritt. Die Besucher waren nicht nur von der Musik angetan, sondern auch von der einzigartigen Location. Ein Amphitheater am Kanal überzeugt eben mehr, als ein betonierter Parkplatz vor dem Stadion.
Da stellt sich die Frage, warum es nicht mehr Veranstaltungen und Konzerte gibt, die für überregionale Aufmerksamkeit sorgen. Von den Pächtern der Bühne – der „Entertainment One GmbH“ – und der Stadtverwaltung wird dann gerne auf die Lärmschutzverordnung hingewiesen, die vor allem bei lautstarken Konzerten für Einschränkungen sorgt. Seit 2017 gibt es beim Thema Lärm in Nordrhein-Westfalen jedoch eine Ausweitung der sogenannten „seltenen Ereignistage“ von zehn auf 18 pro Jahr. Dazu gehören Schützenfeste, Konzerte, Kirmesveranstaltungen und das Public Viewing bei Sportgroßereignissen. Bis dahin galten ab 22 Uhr strenge Anforderungen an den Lärmpegel, doch seitdem darf diese Grenze um zwei Stunden bis Mitternacht hinausgeschoben werden. In Ausnahmefällen, an Wochenenden und vor Feiertagen, kann das sogar bis zwei Uhr nachts erweitert werden.
Ein herber Verlust für die Bühne am Kanal war das Ende des Blackfield-Festivals 2015. Bis dahin gaben sich hier regelmäßig prominente Vertreter von Dark Wave und Gothic, wie „Project Pitchfork“, „Subway to Sally“ und „Deine Lakaien“ die Ehre. Der Veranstalter hatte mit steigenden Preisen, kommunalen Regulierungen und mit dem Verzicht auf die Gastronomie zu kämpfen. Die wurde und wird bei allen Veranstaltungen vom Pächter des Amphitheaters „Entertainment One“ in Eigenregie bewirtschaftet. Eine Zeitlang gab es ein Open-Air-Kino auf der Bühne. Gescheitert ist das Projekt nicht nur am schlechten Wetter, sondern vor allem am Streit zwischen dem Pächter und dem Kinobetreiber.
Eine besondere Veranstaltung ist in jedem Jahr die Extraschicht, die auf der Kanalbühne stattfindet. Die Stadtverwaltung hat sich diesen Termin im Pachtvertrag garantieren lassen. Dazu gibt es die Vorgabe, dass „vier Laser-Pyro-Feuer-Shows mit künstlerischer Darbietung als Hauptprogramm des Amphitheaters und ein Programm für die Bühne Biergarten“ präsentiert werden. Finanziert wird dieser Abend durch die Stadt Gelsenkirchen mit 45.000 Euro und durch einen Zuschuss der Ruhr Tourismus GmbH (RTG) in Höhe von 30.000 Euro.
„Die städtische Kostenbeteiligung wurde vom Referat Wirtschaftsförderung als Beitrag zur Förderung des kulturellen Lebens in Gelsenkirchen auf der Grundlage eines Gesamtprogramms Entertainment One als Veranstalter des Spielortes zur Verfügung gestellt“, erklärt Pressesprecher Martin Schulmann. Ein hoher finanzieller Aufwand für ein Musikprogramm und eine Lasershow. Eine Vorgabe über die Anzahl der Veranstaltungen und die Nutzung des Biergartens gibt es von kommunaler Seite nicht.
Kritik am Programm der Extraschicht jedoch gab es regelmäßig. 2015 waren die Erwartungen groß. Der WDR lockte die Zuschauer mit 90 Minuten Stefan Stoppok, großer Lasershow, Feuerwerk und Wasserski-Künstlern an den Kanal. Von den versprochenen 90 Minuten waren nur 45 Minuten live und der Auftritt von Stoppok fiel mehr als kurz aus. Schon in der ersten halben Stunde strömten die Besucher in Massen zurück zu den Shuttle-Bussen, um etwas von anderen Spielorten der Extraschicht live zu sehen. Von den Bürgern in Horst wird regelmäßig beklagt, dass der Biergarten am Amphitheater nicht bewirtschaftet wird. Hier gibt es eine kleine überdachte Bühne, die ebenfalls kaum genutzt wird. Zumindest bei der Nutzung dieser Flächen spricht die Stadt mit dem Pächter über eine Veränderung.
Bei „Entertainment One“ ist Ingolf Früh weiter für das Programm zuständig. Er hat schon den vorigen Pächter der Bühne, die „Amphitheater Gelsenkirchen GmbH“ 2007 in die Insolvenz geführt. Die Stadt arbeitet weiter ihm zusammen, weil es zu dem Zeitpunkt keine anderen Interessenten gab. Seit 2008 läuft der Pachtvertrag zwischen der Stadt Gelsenkirchen und der „Entertainment One GmbH“. Aktuell beträgt der Pachtzins 8 Prozent vom Jahresumsatz, aber mindestens 50.000 Euro im Jahr. Mit der öffentlichen Finanzierung bei der Extraschicht ist die jährliche Pacht gesichert, und durch den Betrieb der Gastronomie lassen sich ebenfalls hohe Einnahmen erzielen.
Aktuell verdienen Musiker immer weniger mit dem Verkauf ihrer Musik in verschiedenen Formaten, und Konzerte sind wieder eine wichtige Einnahmequelle geworden. Das machen Projekte wie die Phönixhalle in Dortmund deutlich, die seit 2017 bis zu 3.600 Zuschauern Platz bietet und zu deren Eigentümern die Fantastischen Vier zählen.
Vor mehr als zehn Jahren hat Kulturdezernent Manfred Beck die Kanalbühne als Aushängeschild für Gelsenkirchen bezeichnet. Davon ist der Veranstaltungsort derzeit weit entfernt. „Es läuft ja sehr gut, warum sollten wir da etwas ändern?“, erklärt Martin Schulmann, Pressesprecher der Stadt Gelsenkirchen.
Die Stadt hat nicht viele überdurchschnittliche Attraktionen zu bieten, aber die Kanalbühne gehört mit Sicherheit dazu. Bisher wird daraus zu wenig gemacht.
Es wäre mehr als schön, wenn dieser verdreckte Teppichboden im sog. VIP-Bereich mal ausgetauscht würde ! Aber auch in den Künstlergarderoben sieht es mehr als erbärmlich aus!! Wer ist für die Sauberkeit/Teppichbodenaustausch zuständig?