Über Barry, den letzten Gelsenkirchener Museumshund
Zur Bewachung der Städtischen Kunstsammlung in Gelsenkirchen-Buer wurde seit den frühen 1960er Jahren ein Hund eingesetzt, der durch den Hausmeister T. betreut wurde. Nachdem der erste Museumshund „Faust“ gesundheitsbedingt eingeschläfert werden musste, stellte die Stadt einen neuen Schäferhund ein – Barry. Trotz anfänglicher „Malheure“ im Museum und seiner eventuell zweifelhaften Befähigung, auf Entfernung Alarm zu geben, lebte sich Barry, laut Hausmeister T., bald gut ein.
Im Juni 1966 kam die verheerende Nachricht für Herrn T. und Barry: Auch das Museum machte vor der fortschreitenden Technik nicht halt! Eine Alarmanlage sollte eingebaut werden, und somit würde Barry bald überflüssig werden…
Der Einbau zog sich jedoch in die Länge, und Barrys Vertrag bei der Stadt wurde Monat um Monat verlängert… Immer ungewiss, wann seine Zeit im Museum ablaufen würde.
Dann kam der Tag: Am 30. Mai 1967 wurde die Alarmanlage in Betrieb genommen, und es musste ein neues Heim für Barry gefunden werden. Versuche im Vorfeld, den Hund innerhalb der Stadtverwaltung unterzubringen, scheiterten auf Grund seiner „Fernmeldeschwäche“. Die Zeit wurde knapp! Die Stadt war nicht länger bereit, Hausmeister T. die Unterhaltskosten zu entrichten.
In der Akte „Unterhaltung eines Wachhundes für die Städt. Kunstsammlung” liest man:
„(…) Nach Inbetriebnahme der Alarmanlage im Hause Horster Straße 7 erübrigt sich das Halten des Wachhundes im Heimatmuseum in Gelsenkirchen-Buer. Dem Kulturamt ist es trotz aller Bemühungen bisher nicht gelungen, einen geeigneten Käufer (…) zu finden. Es hat sich herausgestellt, daß die meisten, die einen Hund kaufen wollen, einen jüngeren Hund wünschen. ”
Und doch – es gab für Barry ein Happy End! Nach ca. achtwöchiger Suche fand sich schließlich ein Hundefreund, der Barry gerne bei sich aufnahm. Herr T. besuchte den Hund noch einige Tage bei seinem neuen Besitzer, dem Polizeibeamten K. Somit stellte er sicher, dass Barry sich gut einleben würde.
Ob Herr T. traurig über die Entlassung des Wachhundes war…?? Diese Frage muss leider offen bleiben, da die Akte solche Informationen nicht transportiert. Sicher ist jedoch, dass dieser Fall ein gutes Beispiel dafür ist, wie viele spannende Informationen aus „nüchterner“ Aktenführung hervorgehen.
Wir hoffen, Barry hatte noch einen langen und erfüllten Ruhestand.
Wir danken dem Institut für Stadtgeschichte recht herzlich für die Bereitstellung dieser Geschichte und der Aktenauszüge. www.institut-fuer-stadtgeschichte.de