Wolfgang Sternkopf zeigt das Menschliche hinter der Geometrie
von Denise Klein
Mit dem Bild- und Textband „Einfach ist nicht simpel – Reliefobjekte und Texte“ legt der Gelsenkirchener Bildende Künstler und Schriftsteller ein Buch vor, das mit 30 Arbeiten und Texten seine Sicht auf das gesellschaftliche Zeitgeschehen wirft. Wolfgang Sternkopf hat sich seit jeher mit den großen Themen, Wandlungen und Herausforderungen der Zeit auseinandergesetzt. Er schreibt keine sozialtheoretischen Abhandlungen, sein Beitrag besteht aus Geometrie, aus Klarheit und Brüchen seiner Reliefs, aus der Vielfalt seiner Materialien und Farben. Sternkopfs künstlerischer Beitrag zum gesellschaftlichen Diskurs besteht aber auch aus seinen Gedichten, seinen Sätzen, seinen Gedanken, die seine Fragen an die Welt und seine Einwohner offenlegen, seine Bewertungen erkennen lassen. Alles ohne belehrenden Ton, immer ein bisschen intim, wie beim Dialog mit einem guten Freund bei einem Glas Wein.
Korrespondierende Typografie eröffnet neue Möglichkeiten für eine Betrachtung der Kunst. Die kräftigen Farben, die der Künstler gewählt hat, erzeugen eine Spannung zwischen Widerspruch und Harmonie. Jeder Strich, jede geometrische Figur, jede Welle steht für sich allein, ist jedoch gleichzeitig Teil des Gesamtkunstwerks.
„Schlicht und ohne großes Drumherum“ – das seien die Grundlagen der konkreten Kunst, so Wolfgang Sternkopf in seinem Vorwort zu „Einfach ist nicht simpel“. Die Texte und Reliefobjekte des Künstlers werden begleitet von Zitaten großer Denker und Künstler wie Nietzsche, Adorno und Klee sowie von Vertretern der Kunstszene wie Anton Stankowski, Bridget Riley und Iudivico Einaudi. In beigestellter Koexistenz, manchmal Kongenialität, wird dem Betrachter ein textlicher Deutungsrahmen an die Hand gegeben, der aber nicht einengend, sondern impulsgebend ist; man darf individuell gedanklich weitergehen, sich gegen die Aussage positionieren, dennoch mit der konkreten Kunst ästhetischen Frieden schließen.
Mit seiner konkreten, beziehungsweise konstruktiven Kunst hat sich Wolfgang Sternkopf einen Namen gemacht. Er gehört zu den produktivsten Vertretern seiner Zunft und verknüpft seine Kunst immer mit einem realen Lebensweltbezug, so dass auch eine philosophische Disziplin in seinen Werken mitschwingt. Dabei bedient sich der Künstler verschiedenster Materialien von Metall über Acryl und Holz bis hin zu Pappe und nutzt nicht nur den Tuschestift, sondern auch die Kreide als grafisches Element seiner Arbeiten.
Die Kunst von Wolfgang Sternkopf lädt dazu ein, über das Offen-sichtliche hinauszudenken und neue Perspektiven einzunehmen. Sie ist geprägt von Schlichtheit und Klarheit, aber auch von Tiefe und Philosophie.