In Ihrem Namen? Verlängerung der Ferkelkastration ohne Betäubung

von Denise Klein

Was machen eigentlich unsere politischen Abgesandten in Berlin? Sechs an der Zahl kommen derzeit aus Gelsenkirchen. Vertreten werden wir durch Irene Mihalic (Grüne), Ingrid Remmers (Die Linke), Marco Buschmann (FDP), Jörg Schneider (AFD), Markus Töns (SPD) und Oliver Wittke (CDU).

Verlängerung der Ferkelkastration ohne Betäubung

Die Weihnachtszeit ist vorbei, und unser Fleischkonsum ist nicht nur in der festlichen Zeit ziemlich hoch. Schwein ist nach wie vor das meist verspeiste Tier. Knapp 90 Kilo Fleisch nimmt jeder Deutsche pro Jahr zu sich, 50 Kilo davon sind Schwein. Männliche Schweine werden dabei prophylaktisch als Ferkel kastriert, um zu verhindern, dass die den Ebergeruch entwickeln. Dieser macht das Fleisch ungenießbar. Aus diesem Grund werden alle kleinen Eber kastriert. Dies passiert fast ausnahmslos ohne Betäubung und bei vollem Bewusstsein. Auch die Wundheilung wird nicht durch Schmerzmittel begleitet. Da das für die Tiere unzumutbar ist, wurde das Tierschutzgesetz angepasst.

Fünf Jahre hatten die Zuchtbetriebe Zeit, nach Möglichkeiten zur Betäubungsanwendung oder Impfung zu suchen und umzusetzen. In der sogenannten “Brüsseler Erklärung” hatte man sich 2011 auf EU-Ebene verständigt, bis Januar 2018 grundsätzlich auf die Ferkelkastration zu verzichten. Kurz vor Fristablauf dieser Übergangszeit liefen die Ferkelerzeuger Sturm und forderten von der Politik eine Verlängerung um weitere zwei Jahre. Dabei gibt es Beispiele, wie es laufen kann. So führt Dänemark die Immunkastration durch. Die unblutige Methode, die vielmehr einer Impfung gleicht, regt das Immunsystem zur Bildung von Antikörpern gegen körpereigene Hormone an. Auch in Australien und Neuseeland verfährt man so schon seit 1998. In Schweden ist die betäubungslose Ferkelkastration seit dem 01.01.2016 verboten. Möglich bleibt eine Kastration unter lokaler Anästhesie in die Hoden mittels Lidocains und Gabe von Schmerzmitteln. Die Niederlande sind – neben Dänemark und auch Belgien – ein Ferkelexportland. Im Nachbarland selbst gilt seit 2014 durch Vorgaben des Handels ein genereller Verzicht auf die Ferkelkastration für den Inlandsmarkt. Die unter Tierrechtlern bevorzugte Methode der Impfung lehnen sowohl die Tiermastbetreiber als auch Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner ab. Es sei den deutschen Verbrauchern nicht vermittelbar, Hormonfleisch in den Handel zu bringen. Allerdings sind die Impfstoffe frei von Hormonen und genetisch veränderten oder mikrobiologischen Wirkstoffen. Das Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, Tierschutz und Tierhaltung befand im September 2018 die Impfung als beste Methode.  „Die Verbände der Tiernutzer haben das Schreckensszenario einer zusammenbrechenden Fleischbranche in Deutschland skizziert, die Politik ist ihrem Appell devot gefolgt. Dabei waren es die Tiernutzer und ihre Verbände, die fünf Jahre Zeit hatten, sich auf ein Verbot einzustellen“, so Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. Zahlen, wie viele männliche Ferkel tatsächlich diesen Geruch entwickeln, werden sehr unterschiedlich angegeben. Zwischen 1,5 und 10 % schwanken die Angaben.

 

Was genau stand zur Abstimmung?

Bezüglich der betäubungslosen Ferkelkastration stimmte am 29. November 2018 der Bundestag über einen Gesetzentwurf zur „Änderung des Tierschutzgesetzes“ ab. Der von der Regierungskoalition eingereichte Gesetzentwurf verlängert die Übergangszeit bis zu einem kompletten Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration, um entsprechende infrastrukturelle Grundlagen zu schaffen.

 

Abstimmungsergebnis:

Von insgesamt 709 Bundestagsabgeordneten stimmten 421 für die Verlängerung der Übergangszeit. 142 MdBs stimmten dagegen, 87 enthielten sich, und 59 Abgeordnete waren nicht zugegen.

CDU/CSU: 224 Ja-Stimmen, 2 Gegenstimmen, 3 Enthaltungen und 17 nicht abgegebene Stimmen

SPD: 130 Ja-Stimmen, 9 Gegenstimmen, 4 Enthaltungen und 9 nicht abgegebene Stimmen

Die Linke: Keine Ja-Stimme, 59 Gegenstimmen, keine Enthaltungen, 10 nicht abgegebene Stimmen

FDP: 1 Ja-Stimme, zwei Gegenstimmen, 71 Enthaltungen und 6 nicht abgegebene Stimmen

Bündnis 90/ Die Grünen: Keine Ja-Stimme, 62 Nein-Stimmen, keine Enthaltung, fünf nicht abgegebene Stimmen

AFD: 65 Ja-Stimmen, 7 Nein-Stimmen, 9 Enthaltungen, elf nicht abgegebene Stimmen

 

 

Wie haben unsere Abgeordneten abgestimmt?

Irene Mihalic (Die Grünen): Nein

Ingrid Remmers (Die Linke): Nicht beteiligt

Marco Buschmann (FDP): enthalten

Jörg Schneider (AFD): Ja

Markus Töns (SPD): Ja

Oliver Wittke (CDU): Ja

 

 

 

 

 

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