…,dass das erste Gelsenkirchener Stadttheater am Stadtgarten stand?

von Hans-Joachim Koenen, Heimatbund Gelsenkirchen e.V.

Im großen Saal der 1899 erbauten Stadthalle an der Nordseite des damaligen Kaiser-Wilhelm-Parks, der 1897 zum 100. Geburtstag von Kaiser Wilhelm I. eröffnet worden war, fanden 1000 Gäste Platz. Zum Park hin erstreckte sich eine große Terrasse, die als Biergarten genutzt wurde und einen herrlichen Blick auf Park und Teich bot. Im großen Saal waren an der Westseite die Restauration und an der Ostseite eine Bühne, auf der Orchester die Besucher musikalisch unterhielten, untergebracht. Ab 1911 fanden dann auf dieser Bühne auch Theateraufführungen von auswärtigen Theatern statt. So verpflichtete die Stadt etwa das Düsseldorfer Schauspielhaus der Louise Dumont zu regelmäßigen Gastspielen. Im Juli 1913 wurde, wegen der 1912 erfolgten Eröffnung des Flugplatzes Essen-Gelsenkirchen-Rotthausen, durch die Linie 9 der Bogestra ein Straßenbahnverkehr im 24 Minuten-Takt vom Hauptbahnhof bis zum Schwarzbach eingeführt. Nun war die Stadthalle an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen.

 Die Stadthalle in den 1930er Jahren als „Stadttheater“ mit angebautem Kulissenhaus

 

Erst 1935 wurde die Stadthalle offiziell zum Stadttheater umgebaut und ein eigenes Ensemble engagiert. Von nun an war man nicht mehr auf Gastspiele fremder Bühnen angewiesen. Es erfolgte der Anbau eines hohen Kulissenhauses; eine theatergerechte Beleuchtungsanlage und ein eiserner Vorhang folgten. Zuerst beschränkte man sich auf Schauspiel- und Operettenaufführungen. Nach sechs Jahren kam noch ein Opernensemble hinzu.

Im September 1944 wurde das Theater wegen der dauernden Luftangriffe geschlossen und am 12. Januar 1945 bei einem Bombenangriff zerstört. Die alte Stadthalle brannte völlig aus, so dass nur das Stahlgerippe der Dachkonstruktion stehenblieb, während das aus Stahlbeton bestehende Kulissenhaus der Bombardierung schwer beschädigt standgehalten hatte. Es wurde jedoch nach dem Krieg gesprengt, da von einem Wiederaufbau des Stadttheaters an dieser Stelle abgesehen wurde. Von der Terrasse blieb nur ein schmaler Streifen übrig, der dann beim Bau der Tiefgarage des Maritim Hotels verschwand. Es sollte bis zum 15. Dezember 1959 dauern, dass Gelsenkirchen mit dem neu erbauten Musiktheater, dem heutigen Musiktheater im Revier, ein neues Stadttheater bekam.

Die kriegszerstörte Stadthalle kurz vor Abbruch

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