Interview von Alexander Welp, Fotos: Guido Jünger
Was gibt es über Bluesrock zu erzählen? Fetzige Gitarren, grooviger Bass und rhythmischzielstrebige Drums – wer „White Room“ von Cream kennt, der weiß, wovon ich spreche. Zugegeben, die großen Glanzzeiten der Musikrichtung, welche Ende der 60er entstand, als Bands wie die Rolling Stones anfingen, den Blues in ihren rockigen Stil einzubauen, sind wohl vorbei. Doch auch heute gibt es noch zahlreiche Verfechter, die es nach wie vor verstehen, ihr Publikum in den Bann zu ziehen, den Geist der vergangenen Jahrzehnte wieder aufleben zu lassen. Dieses Ziel hat auch die Band Red House aus Gelsenkirchen. Mit knapp 100 Auftritten im Ruhrgebiet, Norddeutschland und in den Niederlanden konnte sich das Trio um Bassist und Sänger David Schönknecht, Gitarrist und Sänger Thomas Bertram und Schlagzeuger Reinhard Gollan in den letzten Jahren einen Namen machen. Im Interview mit Thomas Bertram spricht der Frontmann und kreative Kopf über die Bandgeschichte, zeigt die Unterschiede zwischen den musikalischen Szenen auf und erklärt, warum es auch mal wichtig ist, politische Songs zu schreiben.
„Red House“ –ist Euer Name eine Hommage an Jimi Hendrix?
Thomas Bertram: Ja, das ist schon ein klein wenig eine Reminiszenz an Jimi Hendrix. Aber wir haben auch einfach einen Namen gesucht, der einprägsam ist und den die Leute behalten können. (lacht) Manche Bands geben sich ja furchtbar komplizierte Namen, die sich keiner merken kann! Allerdings gab es in den 90ern schon einmal eine Band mit diesem Namen. Nachdem sich diese Truppe auflöste, blieb davon nur Reinhard Gollan zurück – unser Drummer!
Sie und Reinhard Gollan kennen sich also schon länger?
Reinhard und ich kennen uns mittlerweile seit über 40 Jahren. In den 80ern haben wir zusammen die Gelsenkirchener Musikinitiative ins Leben gerufen und auch viel zusammen Musik gemacht. Danach verloren wir uns ein wenig aus den Augen. 2014 habe ich ihn dann im Frühjahr bei einem Konzert mit meiner damaligen Band getroffen. Zusammen hatten dann die Idee mit RedHouse. Es war auch sehr schnell klar, dass wir Bluesrock spielen wollen – die Richtung liegt uns einfach. Damals hatten wir dann auch recht schnell einen Bassisten und noch eine Sängerin mit ins Boot geholt. Der erste Auftritt folgte dann nicht viel später in der Rosi in Gelsenkirchen. (lacht)Dazu muss ich aber sagen, dass wir gerade mal ein halbes Jahr eingespielt und noch relativ schlecht waren. Aber auch das war von Anfang an klar: Wir wollen auf die Bühne, wir sind keine Probenraum-Band! Das ging dann auch immer so weiter, und mittlerweile haben wir knapp 100 Gigs gespielt, was für eine Amateurband schon wirklich ordentlich ist! Nach einigen Umbesetzungen ist seit 2017 auch unser aktueller Bassist und Sänger, David Schönknecht, mit dabei. Ich mache ja auch das ganze Booking, kümmere mich um Fotos und Presse. Es ist schon eine arge Arbeit. Es wird tatsächlich aber auch von Jahr zu Jahr immer schwieriger, Auftritte zu bekommen.
Wieso das?
Viele Veranstalter haben mittlerweile dicht gemacht oder wollen keine Bands mehr. Viele suchen auch einfach nur eine Band, weil sie mehr Bier verkaufen wollen. Die Musik ist dabei auch häufig egal, was sehr schade ist. Das war früher noch anders. Als ich anfing, Musik zu machen, brannten die Veranstalter auch noch echt dafür. Zu dieser großen Blues-Revolution Zeit, damals noch mit Queen und Deep Purple, gab es viel mehr Leute, die diese Musik haben wollten. Aber irgendwo ist es ja auch verständlich. Wir sind ja mit unserem Publikum gealtert und wir können nicht erwarten, dass zu unseren Konzerten haufenweise Jugendliche kommen. Dazu kommt auch noch der Trend, dass es in den letzten Jahren immer mehr in Richtung Großkonzerte geht. Kleinere Bands in Bars und Kneipen sind da nicht mehr so gefragt. Aber davon lassen wir uns nicht unterkriegen. Auch im kleinen Rahmen machen wir gerne Musik!
Ihr tretet nicht nur in Gelsenkirchen auf, sondern auch in Norddeutschland und in Holland. Gibt es da Unterschiede?
Das Ding ist, dass wir in Gelsenkirchen und im Ruhrgebiet keine wirkliche Bluesrock-Szene haben. Im Raum Bremen sieht es schon ganz anders aus. Hier spielen wir manchmal vor 20 Leuten und da oben teilweise vor 300. Es gibt hier viel Independent Rock und Sing-Songwriter Sachen,aber Bluesrock – tote Hose. Da könnte man jetzt argumentieren: „Ja, die Musik ist ja von Vorgestern!“. Das würde ich aber nicht sagen. Woanders wird sie ja viel gehört.
Wie sah es musikalisch am Anfang bei Euch aus? Wurde zuerst klassisch gecovert?
Klar, weil wir ja schnell auf die Bühne wollten, haben wir uns zunächst ein paar Klassiker rausgesucht, die wir alle gut finden. Dann hatten wir auch schnell eine Setliste zusammen. Es war uns aber wichtig, dass wir die Songs nicht stumpf nachspielen, wir haben immer unsere eigene Note mit eingebracht. Sehr schnell kamen aber auch eigene Songs dazu. Die eigenen Songs kommen dabei von mir. Also, ich habe die Grundidee und den Text, und dann beteiligen sich alle anderen musikalisch. Wir haben ja auch schon zwei CDs aufgenommen. Auf der ersten Platte haben wir vier eigene Titel, auf der zweiten sind es dann schon elf. Beim Aufnehmen haben wir uns natürlich auch steigern können. Die erste CD haben wir an einem Nachmittag live eingespielt. Ohne Overdubs und solche Sachen. An dem zweiten Album haben wir dann monatelang gearbeitet, die Instrumente getrennt eingespielt – (lacht) das hört man auch auf jeden Fall!
Stichwort eigene Songs: Worum geht Euch da, welche Themen sind euch wichtig?
Häufig geht es in den Songs um Drama, Liebe und Wahnsinn. Solche Lieder sind recht spimpel und schnell geschrieben. Ich habe aber auch immer ein paar Songs geschrieben, die etwas mehr Substanz haben, vielleicht auch eine kleine politische Botschaft enthalten. Unser Song „BorderPatrol“ ist da eigentlich ein ganz schönes Beispiel. Das ist ein ausgesprochen politischer Song vor dem Hintergrund der Flüchtlingskrise. Es geht darum, dass Leute aus Mexiko versuchen, über die mexikanische Grenze zu kommen und dann mit ihren Familien am Grenzzaun aufgehalten werden. Dieser Song kommt auch im Publikum immer gut an.
Warum ist es Ihnen wichtig, in Songs auch politische Themen zu verarbeiten?
Ich will gar nicht sagen, dass ich damit was verändern könnte. Aber bei den Konzerten hat man mit so einem Song doch mal die Gelegenheit, den Leuten mal etwas mehr zu erzählen und solche Sachen anzusprechen.
Was unterscheidet Euch von anderen Bluesrock Bands, was macht Euch besonders?
Allein schon die Tatsache, dass wir diese Musik hier spielen, wo es doch eigentlich nicht so eine große Nachfrage für Bluesrock im Ruhrgebiet gibt. Außerdem, dass wir zwei Generationen in der Band vereinen. David ist ja gerade mal 32 Jahre alt. Und dass wir eigene Stücke spielen und uns nicht nur auf Coverversionen beschränken. Das kommt auch beim Publikumgut an. Die Energie, die wir bei unseren Auftritten versprühen – das ist schon etwas Besonderes!
Kommende Konzerte:
08. Februar – Essen, Froschkönig
21. März – Krefeld, Jazzkeller
11. April – Köln, Zum Pitter
www.red-house-bluesrock.de