Erweiterung des Erlebnismuseums nun vollendet
Die neuen Räume im historischen Museum Schloss Horst sind fertiggestellt. Seit 2010 können sich im Keller Besucherinnen und Besucher im realistischen Nachbau der Baustelle zu Zeiten der Erbauung des Schlosses im Jahr 1565 umsehen und selbst aktiv werden. Gerade Kindern bieten die dunklen, urigen Räume mit Feuerstelle, Bettstatt und Esstisch einen spannenden Einblick in das Leben einfacher Leute in der Renaissance. Seit 2017 erweiterte sich das Museum, um andere Aspekte der Geschichte des Schlosses und seiner Bewohner herauszustellen. Mit dem Festsaal findet nun der Ausbau seinen Schluss- und Höhepunkt.
Zu finden sind die Räume, die die Geschichte der Familie von der Horst und des Adelsstands in den Fokus nehmen, in den oberen Etagen des Schlosses. Hier wird die Geschichte kontextualisiert, bietet Einblicke in die Geschichte der Wissenschaft, der Politik und der gesellschaftlichen Entwicklung. Im Mittelpunkt steht der damalige Erbauer des Schlosses, Rütger von der Horst.
Unter anderem beleuchtet die Ausstellung die besonderen geografischen und topologischen Besonderheiten des Gebiets rund um das Schloss, die für die Familie und ihre Nachkommen Fluch und Segen zugleich waren.
Das feuchte Gebiet des Emscherbruchs, die dichten Wälder, Teiche und Sümpfe boten hervorragende Verhältnisse für die Wildpferde „Emscherbrücher Dickköppe“. Diese schweren und starken Tiere eigneten sich besonders gut als Arbeitspferde. Als sich die Familie von der Horst im 12. Jahrhundert in der Region ansiedelte, war ihnen erlaubt, die Tiere zu fangen und Handel mit ihnen zu treiben. Ein äußerst lukratives Geschäft, das nur dem Adel vergönnt war, der zum Großteil seinen Reichtum darauf aufbaute.
Ein paar Jahrhunderte später rächte sich, dass man bei der Bauplanung in der Mitte des 16. Jahrhunderts aus Kostengründen auf ein stabiles Fundament verzichtet hatte. Der lehmige und sandige Boden hielt den Steinmassen auf Dauer nicht Stand, und nach und nach stürzten im 19. Jahrhundert der West-, Nord- und Südturm ein.
Doch zu Rütgers Zeiten suchte der Prachtbau seinesgleichen. In allen Räumen finden sich die Moden der Zeit, zeigen, wie wichtig es dem Adel war, Macht, Geld und guten Geschmack zu repräsentieren. Besonders augenfällig ist dies direkt im Eingang zum Festsaal. Dort thront in einer erhöhten Vitrine ein Windhund, genauer ein weißer Basoi, der in jener Zeit als besonders schick galt. Auch Rütger von der Horst hielt sich einen. Hans Joachim Siebel, Kulturreferent der Stadt und Leiter des Museums, zieht eine Schublade unter dem Hund auf. Zu sehen sind die Knochen eines großen Hundes. „Wir haben dieses Skelett eines Basois an der Friedhofsmauer gefunden. Aufgrund des Fundortes wissen wir, dass der Hund ein Statussymbol war. Es war der Schoßhund des Hausherren, den er immer an seiner Seite hatte, mit dem geprahlt werden konnte und der sogar am Tisch sitzen durfte“, erzählt Siebel diese Anekdote.
Und so gibt es eine Menge Erstaunliches über das Leben von Rütger und seiner Frau Anna von Palandt zu erfahren, etwa über die vier Leibgardisten, die Hans Joachim Siebel scherzhaft eine frühe Bodyguardtruppe nennt, über die Verlustierung bei der Jagd, höfisches Benehmen und die Lust an der Kultur.
Alle Hintergrundinformationen bekommen die Besucher entweder über eine Führung oder über den Audioguide, der per App im W-LAN des Schlosses kostenlos herunterladbar ist. Apropos kostenlos. Wie sieht es mit dem freien Eintritt aus, der zu Pandemiezeiten eingeführt wurde?
„Nach wie vor kostet der Eintritt nichts, aber wie es in Zukunft aussehen wird, wissen wir noch nicht. Mir gefällt es eigentlich so, wie es ist. Doch es gibt auch gute Gründe, künftig wieder Eintritt zu verlangen. Aber noch ist nichts entschieden“, so Hans-Joachim Siebel.
Ob die Stadt Gelsenkirchen das beliebte Mittelalterfestival Gaudium wieder stattfinden lassen kann, steht noch in den Sternen. Die Bürgerstiftung, die bisher mit einem fünfstelligen Betrag das Spektakel mitfinanziert hatte, musste sich aus der Unterstützung verabschieden. Die Stadt hätte künftig die Option, das bisherige Konzept des freien Eintritts zu überdenken, doch kommen noch weitere erschwerende Umstände hinzu.
„Sollte Eintritt verlangt werden, müssten wir konsequenterweise das gesamt Gelände umzäunen. Das ist eine sehr großer und auch teurer Umstand. Zusätzlich fehlen uns auch die eigenen personellen Mittel, das Festival qualitativ in gewohnter Weise weiterzubetreiben“, so Siebel.
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