von Denise Klein
Die Natur ist ein wahrer Überlebenskünstler, und Bäume sind Meister darin, sich fürsorglich um sich selbst zu kümmern. Das wird uns im Herbst vor Augen geführt, wenn die Bäume ihre Blätter verlieren. Schick ist das nicht, aber das ist dem Baum ziemlich egal, ihm geht es einzig darum, gesund über den Winter zu kommen. Denn der ist ziemlich unwirtlich: die Temperatur sinkt, Wasser gefriert, die Tage werden immer kürzer. Und all das, nämlich Luft, Licht, Wasser, brauchen Pflanzen, um zu überleben. Können die Bäume im Frühling und Sommer noch verschwenderisch mit ihrer wunderschönen Baumkrone unser Auge erfreuen, Schatten spenden und Vögeln ein sicheres, hinter Blättern verborgenes Zuhause geben, so muss der Baum in der kalten Jahreszeit sehr maßvoll mit seinen Kräften haushalten.
Laubbäume können im Winter ihre Blätter nicht mehr versorgen, weshalb sie im Herbst schon alle Nährstoffe aus den Blättern ziehen und die Blattstiele verschließen. So sind die Blätter vom Versorgungskreislauf des Baumes abgeschnitten. Dadurch färben sich die Bätter bunt, bevor sie schließich vertrocknen und auf die Erde fallen. Gesammelt werden die Nährstoffe dann in der Rinde und den Wurzeln, aus denen sich der Baum den Winter über versorgt. Auch die Tiere reagieren auf den Winter, die Kälte und das knapper werdende Nahrungsangebot. Zugvögel machen sich auf den Weg in den Urlaub – nun ja, fast. Aber sie fliegen tausende von Kilometern gen Süden, um im gemäßigten Klima abzuwarten. Andere Tiere können das natürlich nicht.
Aber auch sie sind Experten darin, sich den ungemütlichen Umweltbedingungen anzupassen. Für die meisten Tiere geht es schlichtweg ums Überleben. Unterschieden werden Winterschlaf, Winterruhe und Winterstarre. Der Winterschlaf ist eine schlaue Einrichtung der Natur. Denn wenn es draußen kalt ist und die Tiere in der schnee- und eisbedeckten Landschaft nichts zu fressen finden, müssten sie verhungern oder erfrieren. Echte Winterschläfer sind Fledermäuse, Siebenschläfer, Hamster und Murmeltiere.
Sie senken ihre Körpertemperatur und alle Körperfunktion drastisch ab. Winterruhe ohne Absenkung der Körpertemperatur halten Dachs, Eichhörnchen, Waschbär und Braunbär. Einen Sommer- oder Trockenschlaf bei Wärme und Wassermangel kennt man von Weinbergschnecken, Zieseln, Krötenfröschen und tropischen Igeln. Kleine Tiere mit hohem Stoffwechsel schieben bei Kälte und Nahrungsknappheit kurzfristige Schlafphasen ein wie Mauersegler, Kolibris, Ziegenmelker, Meisen, Spitzmäuse oder Fledermäuse im Sommer. Amphibien und Reptilien fallen in Winterstarre. Ihr Körper passt sich der Umgebungstemperatur an, denn in der Kältestarre können sie selbst nichts für ihren Wärmehaushalt tun. Beim Winterschlaf ziehen sich einige Tiere, meist Säugetiere, für drei bis sechs Monate zurück und zehren während dieser Dauer von ihrem im Herbst angefressenen Körperfett, also ihrer Notreserve. Die Fledermaus beispielsweise kann sogar ihren Herzschlag auf nur zwölf Schläge pro Minute herunterfahren, so dass sie während des Winters keine Nahrung aufzunehmen braucht. Der kleine Jäger braucht somit für 14 Tage im Winter genausoviel Energie, wie im Sommer für eine Stunde Herumfliegen und Jagen.
Extra kuschelig muss es im Winterquartier der Murmeltiere sein. Sie treffen sich zum Schlafengehen, so können manchmal bis zu 20 Artgenossen in einem Winterbau zusammenkommen. Dann kuscheln sich die Tiere eng aneinander und wärmen sich gegenseitig. Ihre Winterquartiere graben Murmeltiere bis zu sieben Meter tief, weil es so tief unten wärmer ist als an der Erdoberfläche. Zuvor jedoch verschließen sie die Ausgänge des Baus von innen mit Erde, Steinen und Nistmaterial. So können Feinde nicht in den Bau eindringen und die Murmeltiere im Schlaf überraschen. Der Winterschlaf der Murmeltiere dauert ein halbes Jahr, etwa von Oktober bis Ende März.
In dieser Zeit greift ihr Körper auf die Fettreserven zurück, die sich die Tiere im Sommer mit Gräsern und Kräutern angefressen haben. So erwachen die Tiere im Frühling oft halb so schwer. Außerdem atmen sie während des Winterschlafes langsamer, ihr Herz schlägt seltener und ihre Körpertemperatur fällt von 39 auf nur sieben bis neun Grad Celsius. So verbrauchen die Tiere weniger Energie und kommen mit ihren Reserven aus. Igel sind die bekanntesten Winterschläfer in unseren Breiten. Ihr Körper läuft von November bis März auf Sparflamme, weil sie in dieser Zeit wenig bis gar keine Käfer, Würmer oder anderes zum Fressen finden. Dabei kannst Du dem Igel übrigens mit ganz einfachen Mitteln helfen, zum Beispiel indem du an einem geschützten Ort einen Ast-Laub-Haufen baust, wo sich der Igel verkriechen kann. Vielleicht hast Du ja einen Garten, in dem eine kleine Ecke für den Igel übrig ist?