Kultur ohne hinreichende Bedeutung

Denise Klein im Gespräch mit Klaus-Alexander Hermandung (CDU), langjähriger Vorsitzender des Kulturausschusses

 

 

Herr Hermandung, Sie waren über viele Jahre Ausschussvorsitzender für Kultur. Nun folgt ein Mann der AfD. Haben Sie Rückmeldungen dazu aus der Kultur- und Kunstszene bekommen?

Klaus Hermandung: Nachdem bekannt wurde, dass der Vorsitz im Kulturausschuss an die AfD gefallen ist, habe ich viele Reaktionen aus der Kulturszene und der kulturinteressierten Bevölkerung bekommen. In erster Linie wurde ich gefragt, wie denn so etwas passieren konnte und warum die führenden Politiker der großen Fraktionen nicht verhindert haben, dass gerade der Vorsitz im Kulturausschuss an die AfD gefallen ist. Dabei spielte die Sorge eine große Rolle, dass die AfD gerade die besondere Außenwirkung dieser Position für ihre fremdenfeindlichen und ausgrenzenden Positionen nutzen könnte. Gerade in einer Stadt wie Gelsenkirchen, in der die integrative Kraft der Kultur für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und das friedliche Miteinander von Menschen unterschiedlicher Herkunft und kultureller Prägung so immens wichtig ist, könne man es sich doch kaum leisten, ein so öffentlichkeitswirksames Amt der AfD zu überlassen. Leider muss ich persönlich dieser an mich herangetragenen Kritik zustimmen. Meiner Meinung nach zeigt es, dass der Stellenwert der Kultur in seiner gesellschaftlichen Relevanz und als sogenannter weicher Standortfaktor einer Stadt im politischen Bereich leider noch immer nicht hinreichende Beachtung findet.

 

Wie schätzen Sie die Wirkmächtigkeit eines solchen Amtes ein?

Für alle Entscheidungen und Beschlüsse sind natürlich die politischen Mehrheiten in dem betreffenden Gremium entscheidend und nicht die Parteizugehörigkeit allein des Vorsitzenden. Die demokratischen Kräfte im Ausschuss sind daher jederzeit in der Lage, auch initiativen des Vorsitzenden zu überstimmen. Gleichwohl hat der Vorsitzende Einfluss auf die Erstellung der Tagesordnung und den Ablauf der Beratung im Ausschuss. Man wird sehen, ob der neue Ausschussvorsitzende seine Position in ausgleichender und überparteilicher oder, wie man es leider von der AfD gewohnt ist, polarisierender und spalterischer Weise nutzen wird.

 

Die AfD sitzt nun in der zweiten Ratsperiode im Rat, aktuell mit elf Ratsmitgliedern. Die Fraktion ist so groß wie die der Grünen. Macht sich die neugewonnene Größe in der Ratsarbeit bemerkbar?

Dazu habe ich selbst noch wenig hinreichende Erfahrungen in der laufenden Ratsarbeit. Eines ist jedoch bereits feststellbar: Während in der abgelaufenen Ratsperiode von den wenigen Mitgliedern der AfD nur selten inhaltliche Beiträge festzustellen waren, hat die neue stärkere Fraktion mit ihrem Vorstand sich bereits in den wenigen Sitzungen mit zahlreichen Anträgen und Wortmeldungen bemerkbar gemacht. Dies erfordert natürlich stets die Reaktion der demokratischen Kräfte und führt damit aus meiner Sicht mitunter zu ausufernden Diskussionen, die den politischen Positionen der AfD in der Regel gar nicht angemessen sind

 

 

 

 

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