Stadt plant die Fällung von 18 großen Bäumen
Nina Ude ist verzweifelt. Und erbost. Die Stadt Gelsenkirchen will am Samstag (25.2.23) beginnen, 18 gesunde und große Bäume im Stadtteil zu fällen. „Die Stadt hat meines Wissens (…) nicht mitgeteilt oder thematisiert, dass für den Radschutzstreifens 18 teilweise jahrzehntealte Bäume, Linden, Ulmen und Platanen, die das Straßenbild der Hüller Straße in erheblichem Maße prägen, gefällt werden sollen“, so Nina Ude, die an der Hüller Straße wohnt, die nun saniert werden soll. Beteiligungsformate seitens der Stadt habe es zwar gegeben, so Nina Ude, allerdings seien diese digital durchgeführt worden und mitnichten groß bekannt gemacht worden. Die Stadt plant, den Abschnitt zwischen Schlagenheide und Florastraße zu sanieren, eine behindertengerechte Querung und einen Fahrradstreifen zu installieren. Dem ärgerlichen Einwand der Bulmke-Hüller, nämlich der Wegfall vieler Anwohnerparkplätze, entgegnete die Stadt in der Onlinekonferenz mit dem Versprechen, anderweitigen Parkraum in angemessener Zahl zu schaffen. Ob das nun so stimmt, auch das wagt Nina Ude zu bezweifeln: „Aus den mir vorliegenden Planungsentwürfen geht allerdings nach wie vor eine erhebliche Reduktion von Parkmöglichkeiten hervor. Über die Fällung von Bäumen sei laut meines Nachbarn nicht gesprochen worden. Niemand, mit dem ich in den letzten Tagen gesprochen habe, hatte vor Aufstellen der Parkverbote mit Hinweis auf die Fällung Kenntnis von diesem Vorhaben, alle waren entsetzt, Anwohner gleichermaßen wie Betreiber von Geschäften, Gastronomie und anderen Gewerben.“
Dass die Stadt Gelsenkirchen die Fällung mit dem „Klimanotstand“ argumentiert, dem man mit der Schaffung weiterer Fahrradstreifen begegnen will, ist für Albert Ude, Vater von Nina Ude, Ingenieur und Gelsenkirchener Architekt, außerdem langjähriges SPD-Mitglied, fragwürdig: „Die Schaffung einer behindertengerechten Querungshilfe rechtfertigt nicht jedes Mittel. Die Absicht, klimafreundliche Radwege zu errichten, rechtfertigt nicht die „Entnahme“ aller Bäume die diese beiden
Straßenabschnitte der Hüller Straße begleiten.“ Als Ausgleich will die Stadt 35 neue Bäume pflanzen, meist unmittelbar neben dem dann gefällten, alten Baumbestand. Doch dieses Argument will Albert Ude nicht gelten lassen: „Alle der schlichten Mathematik Mächtigen können über die Ermittlung des Volumens einer Kugel vergleichen, welche Anzahl von neu gepflanzten Bäumchen erforderlich sind, um das Kronenvolumen einer einzigen alten Platane oder gar das einer Linde auch nur quantitativ zu ersetzen!“
Dass nun eine solche Eile herrscht und die Fällungen schon an diesem Wochenende und am kommenden Montag durchgeführt werden, hat seinen Grund in der ab dem 1. März beginnenden Vogelbrutzeit. Ab dann darf nicht mehr gefällt werden.
Nina Ude hat nun eine Petition gegen den Kahlschlag gestartet.
Kommentar: Dass der Fahrradstreifen nach 300 Metern im Nichts endet, scheinen die Planer des Referats Verkehr nicht eingepreist zu haben. Oder es ist schlicht egal. Dass die Stadt, die auf der Kurt-Schumacher-Straße auf großen Schildern die Bürger auf die „klimasensible“ Verkehrsführung hinweist, aber keine große und kluge Draufsicht auf das Thema Stadtklima – hier will das Wort Klima auch im Sozialen gelesen sein – hat, lässt für die Zukunft und die großen Herausforderungen in dieser Stadt nichts Gutes ahnen. Vielleicht sollte sich das Referat Verkehr mal auf der Homepage von Gelsendienste erkundigen, denn dort steht zu lesen: „Bäume sind nicht nur schön anzusehen und Lebensraum vieler Tierarten, sondern gerade in dicht besiedelten Gebieten auch von herausragender Bedeutung für ein gesundes Klima. So verbraucht ein einziger Baum täglich etwa 6 kg klimaschädliches Kohlendioxid und produziert daraus rund 5 kg lebenswichtigen Sauerstoff. An heißen Tagen spenden Bäume kühlenden Schatten und senken durch Verdunstung die Temperatur in ihrer Umgebung. Laubbäume sind zudem in der Lage, jährlich etwa 7.000 kg Staub aus der Luft zu filtern.“ Gut, wenn so viel Wissen in der klimasensiblen Stadt Gelsenkirchen herrscht!
Über die Planung kann man gewiss geteilter Meinung sein. Und ich denke auch, dass eine alternative Lösung grundsätzlich möglich wäre, die mehr Bäume erhalten hätte. Falsch ist aber, dass die Fällung der Bäume von der Stadt nicht bekannt gemacht wurde, und dass hier der Eindruck einer Nacht und Nebel Aktion suggeriert wird. Die Planungen für den Umbau der Hüller Straße waren mehrfach in der BV Mitte, in den Vorlagen ist nachzulesen, dass 11 Bäume gefällt werden müssen. Und auch die SPD hat dem zugestimmt.