Veni, vidi, Vespisti!

Zu Besuch beim
Vespa-Club „Feldmark“

Wem der Großglockner nicht zu hoch, der Ätna nicht zu steil ist und wem es nichts ausmacht, von einem Fahrrad überholt zu werden, weil der Weg das Ziel ist – der ist richtiger Liebhaber – und so einer ist Björn Bourdin. Selbst international aufgewachsen und viel unterwegs, fühlt er sich in der Welt zuhause und geht voller Leidenschaft seinem Hobby nach. Motorroller restaurieren, reparieren, Rennen fahren. Unzählige Leibchen hängen in seinem Keller, Bilder von Zieldurchfahrten zieren die Wände, Plaketten zeugen von der erfolgreichen Teilnahme verschiedenster Motorsport-Events. Und das am liebsten in Italien.

Die Graue Eminenz
Grau und glänzend kann man Björns Renn-Gefährt bewundern, wenn es gerade nicht im Einsatz ist. Eine alte Piaggio aus den 50ern mit Ersatzrad plus Halterung und Original-Zubehör, bestehend aus angeklemmten Holz-Skiern für das Extra an Authentizität. Man muss schon eine gute Portion Vorstellungskraft besitzen, um tatsächlich zu glauben, dass es diese Maschine mit weniger als 5 PS auf über 3.000 Höhenmeter geschafft hat. Aber darin besteht ja gerade die Herausforderung.

Jäger und Sammler

Weitere Motorroller sind regelmäßig in Betrieb oder befinden sich in Restauration. Als Fan ist man ständig auf der Jagd nach Einzelteilen, Austausch und wertvollen Kontakten, um seinem Hobby nachzugehen. Das Fieber dazu infizierte Björn Bourdin bereits mit 16 Jahren – mit Unterbrechungen ist er dem Vespa-Virus bis heute erlegen – und hat weitere Interessierte um sich versammelt.
Seit ein paar Jahren ist er Rotthauser und stieß bei Recherchen zur Stadtgeschichte auf den stillgelegten Feldmarker Vespa-Club. Dass dieser in unmittelbarerer Nachbarschaft bereits existiert, nimmt er zum Anlass einer Reanimation, anstelle einen weiteren Verein zu gründen. Fünf Gleichgesinnte zählen seitdem zur Feldmarker Einheit.
Anlässlich des 75ten Jubiläums der Vespa-Erstproduktion in Italien lud der Club letztes Jahr zur „Kumpel- und Malocher-Rallye“ auf Zeche Oberschuir. Die begeisterten Vespistis, die dem Ruf gefolgt waren, legten gemeinsam knapp 142 km in und um Gelsenkirchen zurück und genossen die Veranstaltung, die trotz der Pandemie stattfinden konnte.

Liebe en detail
Nicht ganz ein Jahr später nimmt Björn Bourdin wieder den Ball auf und lädt zur Saisoneröffnung. Anfang April ist es noch bitterkalt, und ein paar Schneeflocken verirren sich in die Feuertonne, die die Gäste wärmen soll. Ein paar Hartgesottene sind bei den eisigen Temperaturen tatsächlich mit ihrem Vehikel nach Rotthausen gefahren. Die Einfahrt ist gesäumt von den kleinen Flitzern – einer geschichtsträchtiger als der andere. Detailverliebtheit und Faszination für die Maschinen sind offensichtlich: alle sind auf Hochglanz poliert, es gibt Lenkergriffe aus Leder und sogar eine individuelle Prägung in einem der Ledersitze. Die Kälte ist nebensächlich. Der Duft der Bratwurst und der Wunsch nach Austausch unter Gleichgesinnten sind stärker als das Wetter.
Weitere Vespa-Treffen sind bereits in Planung. Und die Besucher*innen sind sich einig: Mit steigenden Temperaturen erhöht sich auch wieder die Teilnehmerzahl, und gemeinsame Ausflüge mit und zu anderen Clubs in der Umgebung sind nicht nur Zukunftsmusik.

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