von Reinhold Adam, Geschichtsforum Nordsternpark/ Foto: Uwe Rudowitz
Allen Veränderungen zum Trotz leuchtet der stählerne Tannenbaum von Nordstern seit 63 Jahren wahrend der Adventzeit bis zu den Hl. drei Königen auf Schacht 2 der ehemaligen Zeche Nordstern in Horst und ist zur weit sichtbaren Landmarke geworden. Er hat schon manche Hohen und Tiefen erlebt, und die Horster wachen über „ihren Tannenbaum“, der für sie ein Zeichen von Heimat und Hoffnung ist, mit Argusaugen. Als im Februar 1993 unter den Trompetenklängen von „Il Silencio“ der letzte Förderwagen vom Schachtkorb der Zeche Nordstern lief, hatten die anwesenden Bergleute nur einen Wunsch, den Steiger Franz Pantel wie folgt formulierte: „Das der Weihnachtsbaum von Nordstern auch weiterhin leuchten möge“, was die Verantwortlichen der Bundesgartenschau von 1997 auch spontan zusagten. Dieses Versprechen wurde später von der Nordsternpark GmbH und den späteren Besitzern, der THS und dem Folgeunternehmen
Vivawest übernommen und auch eingelöst Es gibt viele Geschichten um den Tannenbaum. Als die Horster Schülerin Kim Dornfeld, die im Rahmen des Parlamentarischen Patenschaft-Programms das Weihnachtsfest in Texas verbrachte, von der Presse gefragt wurde, was sie in der Fremde zu Weihnachten am meisten vermisst hatte, antwortete sie: „Den Tannenbaum von Nordstern.“
Eine größere Liebeserklärung kann es nicht geben. Die Mitglieder des Geschichtsforum Nordsternpark würdigen das Aufstellen des Tannenbaum seit vielen Jahren mit einer eigenen Veranstaltung, dem Adventstammtisch am letzten Freitag im November. Es sind schone Gefühle, die der Baum vermittelt, jeder definiert sie anders, aber alle fühlen sich unter den Baum zuhause. Er ist ein Zeichen von Warme, Harmonie und Geborgenheit, nach der sich die Menschen in der heutigen schnelllebigen Zeit so sehr sehnen. Nach dem Einschalten der Lichter ist die meist gestellte Frage in Horst: „Hast Du schon gesehen? Der Baum auf Nordstern leuchtet wieder!“ Als wurde man fürchten, dass er eines Tages nicht mehr brenne. So liefen die Horster auch regelrecht Sturm, als der Baum 2001 nach dem Besitzerwechsel zur THS zum 1. Advent nicht pünktlich leuchtete. Neben Politikern und ehemaligen Betriebsraten wurde selbst der evangelische Pastor Ernst Klein eingeschaltet und um Hilfe gebeten. Doch die Ursache lag im technischen Bereich, die Stromversorgung war wegen Umbauarbeiten unterbrochen. Seit Schacht 2 im Jahre 1953 in Betrieb genommen wurde, thronte der Baum in etwa 60 Metern Hohe über Horst“, weiß Ernst-Peter Bechtloff vom Freundeskreis Nordstern zu berichten. Doch bereits vorher, in der Wiederaufbauphase nach dem zweiten Weltkrieg, stand ein echter Baum auf Schacht 1. Er hatte Symbolcharakter, denn Nordstern sollte nach dem Willen der alliierten Machthaber 1945 stillgelegt werden. Doch die Belegschaft nahm ihr Schicksal in die Hand, begann mit etwa 450 Mann Aufräumarbeiten und rettete Nordstern so vor dem Absaufen. Bereits im Dezember 1945 konnten die Untertagearbeiten wieder aufgenommen werden. Zur damaligen Zeit fehlte es an allem, selbst an Uhren und Weckern, so dass eine Sirene vor Schichtbeginn die Bergleute aus dem Stadtteil zur Arbeit rief. Und so war auch der Nordstern-Baum der Weihnachtsbaum für viele Horster, die keinen eigenen hatten. Der alte, 15 Meter hohe, mit 60 Glühbirnen bestückte Stahlbaum, stammte aus der Zechen-Schlosserei und wurde jahrelang von den Schlossern und Elektrikern aufgebaut, oftmals auch begossen, wissen Zeitzeugen zu berichten. Zu BuGa-Zeiten hatte dieser alte Baum seine Schuldigkeit bereits getan. 2002 lies die THS den Baum nach alten Vorgaben nachbauen. 2006 wurde er mit einer Spitze versehen, so dass er in neuem Glanz erstrahlte. Nach der Aufstockung von Schacht 2 um den Glaskubus und der Installation des Herkules hat der Tannenbaum seinen Platz nun in 85 m Höhe gefunden und setzt an der Seite des Herkules ein weithin sichtbares Zeichen der Adventzeit. Die Steine des zerstörten Stadttheaters, aus denen unser Haus 1946 wieder aufgebaut wurde, hatte meine Schwiegermutter Anni Klein gesammelt und geputzt; Sohn Dietmar, 3 Jahre alt, passte auf, dass kein anderer dran ging, während Vater Heinz Klein von der Glückauf-Brauerei einen Lastwagen zum Transportieren organisierte. Mit schriftlicher Erlaubnis der Obrigkeit, der britischen Militärregierung!