Aus dem Nichts

Ausstellung zur Geschichte des Kunstmuseums
bis 29. Januar 2023 verlängert

Ein Museum aus dem Nichts” titelten die Düsseldorfer Nachrichten im März 1957, in der Unterzeile jedoch auch: „Industriestadt Gelsenkirchen gab ein Beispiel”. Erschienen war der Artikel zur Eröffnung des Städtischen Museums an der Horster Straße, wo unter der Regie von Kunstwart Dr. Bernd Lasch in der „Villa Pöppinghaus“, die heute Raum für Wechselausstellungen ist, erstmals die ganze Herrlichkeit des Gelsenkirchener Kunstbesitzes zusammengeführt und in moderner Form präsentiert wurde. Liebermann, Kollwitz, Corinth, Nolde, Kubin sowie viele weitere heute weniger bekannte Namen waren vertreten, aber beispielweise auch der Gelsenkirchener Rudolf Schulte im Hofe. Nicht wenige der Gemälde hatte man in städtischen Amtsstuben von der Wand genommen und nach Buer gebracht. Ein richtiges Museum in Gelsenkirchen – das war völlig neu!
„Aus dem Nichts” heißt auch die Ausstellung zur Geschichte dieses (unseres!) Gelsenkirchener Museums von seinen Anfängen und durch die Jahrzehnte bis heute. Sie ist die Abschlussarbeit von Annika Becker und entstand im Rahmen ihres zweijährigen Forschungsvolontariats am Kunstmuseum. Lang ist dabei die Liste mit ihrem Dank an all jene, die beigetragen haben zu dieser runden Meta-Schau, in welcher das Haus sich selbst einmal in Gänze bespiegelt, und das sowohl offline vor Ort als auch mit zahlreichen Dokumenten online.

 

Ganz unterschiedliche Werke aus der Sammlung des Kunstmuseums bereichern die Ausstellung, von einem frühen „Über dem Wohnzimmersofa”-Gemälde von Günter Tollmann über ein großes Arbeiterbild von Wilhelm Nengelken…

…sowie Schaumstoffbilder von Ferdinand Spindel bis hin zu japanischen Ukiyo-e Farbholzschnitten.

In der Vitrine eines Gelsenkirchener Barock-Schrankes erzählen Joachim Weber und Johannes Stüttgen von der Zeit, als Joseph Beuys und sein Kunstbegriff in Gelsenkirchen Wurzeln schlugen und für Furore sorgten.

Save the date!

  1. Januar 2023, 15:30 Uhr
    Einblicke in den Beginn der städtischen Sammlungstätigkeiten
    Wiltrud Apfeld, Historikerin und Leiterin des Kulturraums „die flora“
    Vortrag mit anschließender offener Diskussion
    Kunstmuseum, Teilnahme kostenlos

Wie außergewöhnlich der Gedanke einer Museumsgründung in der „Malocherstadt” Gelsenkirchen damals war (noch brannten die sprichwörtlichen „1000 Feuer”) – dem nachzuspüren lohnt sich. Natürlich steht er dem anderen großen Kulturprojekt jener Jahre sehr nah, dem Bau des Musiktheaters, bei dem Werner Ruhnau und Yves Klein die Idee der mittelalterlichen Bauhütte ins 20. Jahrhundert transponierten und damit internationale Aufmerksamkeit erregten. Gelsenkirchen wollte endlich mehr sein als nur Kohlegrube, Stahlofen und „gute Geldgegend” (Heinz Ehrhardt), und um eine „richtige Stadt” zu werden, war man bereit, mutig und ganz neu zu denken.
Dabei waren die Anfänge, wenn es um die Bildende Kunst ging, nicht leicht. Als noch sehr junge Stadt hatte Gelsenkirchen wenig an Sammlungsgeschichte und nicht eben eine gewachsene Kulturszene. Dazu kamen noch die zerstörerischen Eingriffe der Nationalsozialisten und ein verheerender Bombenkrieg. Was anschließend noch vorhanden war, bildete den Grundstock des Museums, dessen Sammlung jedoch über die kommenden Jahrzehnte kontinuierlich ausgebaut werden sollte. Der ambitionierte, mit seinen vielen Winkeln fast skulptural anmutende Neubau von Architekt Albrecht E. Wittig wurde 1984 eröffnet. Neue Sammlungsschwerpunkte wie die Kinetik, ZERO, Pop Art und das Werk des gebürtigen Gelsenkircheners Anton Stankowski kamen dazu.

Der große Blick, den die Ausstellung „Aus dem Nichts” dieser Gelsenkirchener Kulturinstitution angedeihen lässt, kommt im Übrigen pünktlich zu einer Staffelübergabe. Nachdem Leane Schäfer in Ruhestand ging, ist seit dem 5. Dezember Julia Höner die neue Leiterin des Kunstmuseums.

 

AUS DEM NICHTS –

Gelsenkirchen und die städtische Kunstsammlung im Spiegel der Kunstszene von 1950 bis 1975
Ausstellung verlängert bis 29. Januar 2023
Kunstmuseum Gelsenkirchen
Horster Str. 5-7, 45897 GE-Buer
Eintritt frei!

www.kunstmuseum-gelsenkirchen.de

 

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