Ein Interview von Denise Klein
Wie ist die politische Entscheidung, eine weitere Sekundarschule in Gelsenkirchen zu installieren, vonstattengegangen? Gab es Bedenken? Gab es Gutachten zur Wahl der Schulform? Wie lange hat der Prozess gedauert? Sind relevante Stellen wie Schulen, GEW (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft) etc. miteinbezogen worden?
Leider nichts dergleichen! Ich wurde als Mitglied des Ausschusses für Bildung am Samstag vor der Sondersitzung vom 06. Dezember 2017 durch die WAZ über das Vorhaben der Verwaltung informiert. In der unsäglichen Ausschusssitzung am 06. Dezember 2017 wurde dann mit einer hollywoodreifen Inszenierung durch SPD-Mehrheit die Sekundarschule beschlossen. Allerdings hätte die SPD für ihre Schauspielleistung allenfalls die Goldene Himbeere verdient! Unabhängig von der schlechten Verwaltungsvorlage, in welcher weder Gutachten noch Stellungnahmen im Rahmen eines ordentlichen Beteiligungsverfahrens zugrunde lagen, inszenierte die SPD-Fraktion zunächst ihre Abstimmung über ebendiese Vorlage als mögliche frei zu gebende Gewissensfrage, da sie ja auch lieber eine Gesamtschule hätten. Nach einem Wortbeitrag der Verwaltung zum Thema Prognosezahlen von Abiturienten vollzog die SPD plötzlich eine Kehrtwende und war einstimmig für die Zustimmung zur Verwaltungsvorlage. Ein sehr durchsichtiges Manöver, welches offensichtlich vorher mit der Verwaltung so abgestimmt wurde, um den Anschein der Befürwortung einer Gesamtschule aufrecht zu erhalten. Dass eine Elternbefragung notwendig wäre, so wie sie im Schulgesetz gefordert ist, wird von Verwaltung und SPD bis heute ignoriert. Ebenso wie die vor zwei Jahren getroffene Entscheidung der Gertrud-Bäumer-Realschule, sich in eine Gesamtschule umwandeln zu wollen.
Welchen sinnvollen Weg, den steigenden SchülerInnenzahlen zu genügen, sehen Sie?
Eindeutig den ursprünglich mit der SPD verfolgten Ansatz, eine weitere Gesamtschule in Gelsenkirchen-Mitte zu errichten. Dieses Vorhaben hatte die Politik der Verwaltung ja bereits vor vier Jahren aufgetragen und befand sich seitdem in der Schulentwicklungsplanung. Unabhängig davon ist der Elternwille nach einer weiteren Gesamtschule in Gelsenkirchen ungebrochen, wie die Anmeldeüberhänge seit nunmehr zehn Jahren belegen. Die dafür notwendigen und bereits geplanten Umsetzungsschritte wie das Freiziehen der Räumlichkeiten an der Augustastraße (Berufskolleg Königstraße) sind bis heute nicht erfolgt, obwohl vollmundig von der Verwaltung immer wieder angekündigt.
Wie sehen Sie den Standort am Schalker Verein? Dort sind Logistikunternehmen ansässig, die mit Mehrtonnern die anliegenden Straßen (Europastraße, Brüsseler Straße) entlangfahren. Gibt es Bedenken hinsichtlich der Sicherheit von SchülerInnen?
In jedem Fall gibt es diesbezüglich Bedenken, weil die Mehrtonner und die Logistikunternehmen nicht einfach verschwinden werden. Unabhängig davon muss aus Grüner Sicht ja auch hinreichend geprüft werden, ob der Standort überdies für eine mind. sechszügige Gesamtschule geeignet oder ausbaubar ist. Darüber hinaus wird die Verwaltung nicht sicherstellen können, ob es überhaupt genügend Lehrerinnen und Lehrer geben wird, die freiwillig an ein von den Eltern nicht angenommenes System, und das auch noch bei schlechterer Bezahlung als an einer Gesamtschule, gehen wollen. Über die imagegeschädigte Stadt Gelsenkirchen braucht man hier also noch nicht einmal zu argumentieren. Die Probleme sind vorhersehbar und hausgemacht!
In der Beschlussvorlage 14-20/5503 heißt es: „Der in unmittelbarer Nachbarschaft gelegene Standort ‚Ehem. Exarchos‘ wurde mit 3,65 Punkten schlechter bewertet, vor allem weil die Risiken für Zeitablauf und Kosten, insbesondere mit Blick auf die bisher ungeklärte Verfügbarkeit und die Verunreinigungen des Untergrundes, zu einer Abwertung führten.“ – Ist das nun beschlossene Gelände frei von Verunreinigungen? Und wie sieht es mit der Feinstaubbelastung am Standort aus?
Diese Fragen müssen von der Verwaltung beantwortet werden. Hier schwant mir, dass es da weitere negative Überraschungen geben könnte.