Kommentar zum Zentralbadabriss
Das Zentralbad ist Geschichte. Gerade mal 55 Jahre alt wurde es im August endgültig abgerissen. Schon seit dem vergangenen Sommer hat es geschlossen. Man hatte sich vom 2018 lange ausgehandelten Bäderkonzept kurzerhand verabschiedet, das ursprünglich den Abriss erst nach Fertigstellung eines neuen Bades auf dem angrenzenden Gelände der ehemaligen Polizeiwache vorgesehen hatte. So hätte man eine Badezeitenverknappung verhindern wollen, der Schwimmbetrieb wäre nahtlos im neuen Bad weitergegangen.
Dann kam eine einmalige Gelegenheit, andere beschrieben es als die berühmte Möhre vor des Esels Nase: Das Land NRW lobte einen Wettbewerb zum Neubau der neuen Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW (HSPV) aus, an der sich auch die Stadt Gelsenkirchen beteiligte. Die Stadt tat ihr Interesse kund, und nachdem bekannt war, dass das Land schon im Jahr 2025 in die neue Hochschule ziehen wollen würde, wurde die Zeit knapp. Denn für das verlangte „Grundstück mit besonderen Anforderungen“ wählte die Verwaltung eben das eigentlich verplante Gelände an der Overwegstraße. Und das störende Zentralbad musste weg, und zwar schnell. Das einst größte städtische Hallenbad Deutschlands wurde geschlossen, damit man es „sachgerecht rückbauen” könne, so Harald Förster, Geschäftsführer der Stadtwerke. Dafür wurden rund 15 Monate eingeplant. Schon die anderthalb Jahre zuvor war durch die Coronamaßnahmen das Schwimmen sehr eingeschränkt, über viele Monat hinweg gar nicht möglich. Der Rat der Stadt stimmte größtenteils der Verwaltung zu, es auf den Versuch ankommen zu lassen. Einzig Jan Specht (AUF), Marc Meinhardt (Die Partei) und Martin Gatzemeier (Die Linke) lehnten den Plan ab. Zu unsicher, zu intransparent. Nun ist beides weg, das Leuchtturmprojekt der HSPV und das Zentralbad, das eigentlich hätte stabil und zuverlässig bis zur Fertigstellung des Neubaus in vier Jahren das reibungslose Schulschwimmen, Schwimmkurse und die sportliche Betätigung aller anderen Badegäste hätte gewährleisten können. Vier Jahre, in denen die Stadt ihren genuinen Aufgaben nicht angemessen nachkommt.