31. Mai bis 3. Juni – 4. Seniorentheatertage
von Jesse Krauß
Das Museum für Architektur und Ingenieurkunst NRW präsentiert vom 17. Mai bis 1. Juli 2018 im stadtbauraum Gelsenkirchen die Ausstellung »Visionäre und Alltagshelden. Ingenieure – Bauen – Zukunft«. Ingenieure im Bauwesen spielen hier die Hauptrolle. Sie sind Gestalter, Erfinder, Tüftler und Unternehmer, Menschen von großer gesellschaftlicher Bedeutung und Innovationskraft, die unseren Alltag erleichtern und nach Lösungen für aktuelle Herausforderungen und Probleme suchen. Die Ausstellung entwirft ein Panorama ausgehend von der historischen Entwicklung des Ingenieur-Berufs über die Gegenwart bis in die Zukunft. Protagonisten und Meilensteine, klassische Bauaufgaben und Erfindungen dokumentieren die gesellschaftliche, kulturelle und technische Relevanz des Bauingenieurwesens. Fotos, Grafiken, Modelle und Videos erläutern den Bauprozess spektakulärer und innovativer Projekte aus den Bereichen Transport und Mobilität, Wasser und Energie sowie Raum und Hülle, in dem es unter anderem um die nächste Generation von Hochbauten geht.
Peer Gynt, ein Geisterkrimi, die Dreigroschenoper, ein Solostück mit unerwarteten Aspekten und sogar modernes Tanztheater – breit und ambitioniert ist das Programm des 4. Seniorentheatertreffens, das ab dem 31. Mai 2018 das Consol Theater in Bismarck erneut zum Festivalort macht. Neben den Stücken und Performances von sechs verschiedenen Seniorentheatergruppen aus Essen, Düsseldorf, Bonn, Mönchengladbach und Gelsenkirchen locken Workshops zu Storytelling, Tanz und Poetry Slam und ist das Consol Theater während der Zeit des Festivals mit Kaffeeklatsch, Theater-Speed-Dating und gemeinsamen Mittagsessen ein „open house“.
Noch vor zehn Jahren habe es, was man heute gerade in NRW in immer größerer Vielfältigkeit erleben könne, so nicht gegeben: die Entwicklung und Verstetigung einer engagierten Seniorentheaterszene, die sich längst neben den ursprünglichen Sparten des klassischen Theaterbetriebs und des Kinder- und Jugendtheaters etabliert habe, erzählt Beate Brieden, künstlerische Leiterin von Wild west 2018. Die freiberufliche Regisseurin ist Theaterpädagogin am Theater Bielefeld und hat dort die Gruppe „Bühne 55“ initiiert, die bereits bei der ersten Ausgabe des Festivals mit dabei war.
Sie weiß, wie und warum mehr und mehr Menschen in ihrem Ruhestand zum Theaterspielen kommen: „Gerade wenn wir Stücke mit biographischen Themen erarbeiten, wird deutlich, dass das Ende der Berufstätigkeit von vielen Seniorinnen und Senioren als ein Bruch, oder auch Umbruch, im Leben empfunden wird. Der Job ist weg – was kommt jetzt? Theaterspielen und das tiefe Eintauchen in Themen, die man für relevant hält und die man zur Diskussion stellen möchte, ist dann ein Weg zur gesellschaftlichen Teilhabe. Also eben nicht zu sagen, ich mache jetzt nur noch mein Hobby, sondern im Gegenteil, ich bleibe im Dialog und in der Gesellschaft. Ich hab‘ noch was zu sagen.“ Was da auf der Bühne gesagt, gezeigt und gespielt wird, wollen übrigens von Jahr zu Jahr mehr Menschen sehen. Da viele Seniorentheatergruppen fest an Theater angebunden seien, habe sich ihre Arbeit durch dieses Umfeld zunehmend professionalisiert, erzählt Georg Kentrup (Consol Theater).
Während im Publikum noch vor fünf Jahren zu einem Gutteil Familienangehörige der Auftretenden gesessen hätten, werde Seniorentheater (immerhin Laienschauspiel) heute zunehmend ernster genommen und als gleichwertig zu anderen Theaterformen gesehen und erlebt. Das Publikum komme heute eindeutig der Stücke wegen. Am Seniorentheater fasziniere sie besonders der intergenerationelle Aspekt, sagt Brieden. Wenn es um die Theaterkombi von Alt und Jung gehe, sei sie quasi Überzeugungstäterin, denn ältere Menschen stellten schon allein aufgrund ihrer Lebensgeschichte auf der Bühne automatisch viel dar und könnten das überraschenderweise gerade einem ganz jungen Publikum gut vermitteln. So machten die Akteure auf der Bühne denn aus ihrem persönlichen Umbruch heraus immer auch Schritte in die Zukunft.