Lippenbekenntnisse

Ein Lächeln für meine Stadt

Johannes Beul lebt schon seit über 70 Jahren in Gelsenkirchen. Den Wandel dieser Stadt hat der gelernte Buchbinder hautnah miterlebt und beschäftigt sich intensiv mit der Geschichte seiner Heimat. Außerdem geht er einer Sammelleidenschaft für alte Fotos nach und fertigt seit einigen Jahren aus dieser Kombination Holzkisten mit nostalgischen Heimatmotiven. 

Daraus ist nun ein neues Projekt entstanden: Auf 15 Holztafeln hat er verschiedene Themen, die sich rund um Gelsenkirchen drehen, visualisiert. 

Viel mehr als Schalke

„In den lokalen Medien wird fast ausschließlich über wachsende Kriminalität berichtet. Sowohl die negativen als auch die positiven Themen sind mir tagtäglich präsent“, erzählt er im Gespräch. „Aber Gelsenkirchen hat viel mehr zu bieten als nur Schalke und wilde Tiere. Es gibt wunderschöne Orte in Gelsenkirchen, die hier kaum jemand vermutet.“ Diese möchte er sichtbar machen. 

Rückenwind

Als Stammgast im Schloß Stolzenfelz an der Ahstraße tauscht er sich mit vielen Interessierten über seine Idee aus. Aufgrund der positiven Resonanz sammelt er daraufhin zahlreiche Fotos von Menschen, die ihm ein Lächeln für „ihre“ Stadt schenken. 

„Menschen, die auf meinen Holztafeln zu sehen sind, leiden unter den Umständen, glauben aber dennoch an positive Veränderungen und lächeln uns zu. Vielleicht ein erster Schritt und ein Zeichen, dass sie trotz massiver wirtschaftlicher und kultureller Probleme an positive Veränderungen glauben.“

Aber auch den Gegenpart lässt er auf seinen Tafeln nicht aus: Worüber er sich ärgert, und wo er Verbesserungspotential sieht, zeigt er genauso auf einigen der insgesamt 56 x 34 cm messenden Platten. Darunter die tiefen Schlaglöcher in Fahrbahndecken, die besonders gefährlich für Fahrradfahrer sind oder der herumliegende Müll. Auch Nostalgisches durfte nicht fehlen. Mit einer Serie zu den Stolpersteinen erinnert er an die Grauen des Dritten Reichs. „Die Leute sollten aufhören zu sagen, dass früher alles besser war. Die Probleme haben sich nur verlagert“ meint Beul und kann mit den vielen Tafeln, die lächelnde Gesichter zeigen, vielleicht einen kleinen Lichtblick erzeugen.

Dazu sucht der gebürtige Gelsenkirchener noch Ausstellungsmöglichkeiten. Meldungen bitte an: beuljoh@gmail.com

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