von Denise Klein
Gelsenkirchen steht mit seinen Problemen, gerne als Herausforderungen bezeichnet, exemplarisch für die Entwicklung von Schulen im Ruhrgebiet. Besonders beliebt bei Zuwanderern aus EU-Ost, die in der Region immer größere Communities bilden, und durch den Zuzug von Flüchtlingen und Migranten, verändern sich Schule und Lernen rasant. Und das fängt schon in der Kita an. Fast jedes dritte Kita-Kind in Nordrhein-Westfalen hat einen Migrationshintergrund. Laut Statistischem Landesamt sind es in Gelsenkirchen fast 52 Prozent aller Kinder. Also jedes zweite Kind. Und in mehr als 40 Prozent wird zuhause überwiegend nicht Deutsch gesprochen. Auch die hohe Sozialgeldquote spielt in der Entwicklungsbenachteiligung von Kindern eine große Rolle. Die Verwaltung hatte im Jahr 2015 mit dem Sozialindex „Partizipation von Kindern“ die Lage analysiert, um eine Optimierung des Ressourceneinsatzes, die Bestimmung von Fördergebieten sowie die Beantragung von Fördermitteln im Blick zu haben. Seitdem hat sich die Lage noch einmal verschärft. Alphabetisierung und Spracherwerb nehmen im Aufgabenkatalog der Lehrenden immer größeren Raum ein.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Gelsenkirchen (GEW) sieht die Frage nach Sekundarschule oder Gesamtschule in Gelsenkirchen aber nicht als entscheidend an: „Die 3% Gymnasialempfehlungen sind ein Offenbarungseid. Realistisch, aber beschämend. Wir lassen eine ganze Generation zurück, die uns künftig Konfliktstoff erzeugen wird“, meint Lothar Jacksteit, GEW-Vorsitzender in Gelsenkirchen. Er stellt der Stadt Gelsenkirchen ein gutes Zeugnis für ihre Bemühungen in Sachen Förderung und Integration von Kindern aus, aber das sei alles nur ein Tropfen auf den heißen Stein: „Wir im Ruhrgebiet brauchen einen Masterplan, der bis in die EU-Ebene hineinführt.“ Gemeint sind damit finanzielle und personelle Mittel, die sich nicht nur in der Einstellung von mehr Lehrpersonal erschöpfen. Gerade in der Sozialisierung von Schülerinnen und Schülern gibt es eklatante Defizite. Mehr Psychologen, mehr Sozialarbeiter und die bessere Ausschöpfung der Präventionskette, die Gelsenkirchen schon vor Jahren zur Chancenverbesserung von Kindern eingeführt hat, fordern Jacksteit und seine Gewerkschaft. „Wir stehen vor dem Kollaps. Wenn jetzt nicht massiv reagiert wird, werden wir künftig den sozialen Problemen nicht mehr Herr.“
Wie kommt man auf die 50 Prozent?
Lt dieser Statistik vom Land NRW haben jeweils Grundschulen, Hauptschulen, ein Gymnasium bis über 90 Prozent Mirgrationshintergrund. Gesamtschulen sind gar nicht erst aufgelistet.
Grundschule
75 bis unter 90 Prozent
Gelsenkirchen, GG am Schloss Horst
Grundschule
75 bis unter 90 Prozent
Gelsenkirchen, GG Friedrich-Grillo
Grundschule
75 bis unter 90 Prozent
Gelsenkirchen, GG Georgstraße
Grundschule
75 bis unter 90 Prozent
Gelsenkirchen, GG Hohenfriedberger Str.
Grundschule
75 bis unter 90 Prozent
Gelsenkirchen, GG Kurt-Schumacher-Str.
Grundschule
75 bis unter 90 Prozent
Gelsenkirchen, GG Schule an der Erzbahn
Grundschule
75 bis unter 90 Prozent
Gelsenkirchen,GG(Verb.)Marschallstrasse
……………….
Hauptschule
75 bis unter 90 Prozent
Gelsenkirchen, GH Am Dahlbusch
Hauptschule
90 bis 100 Prozent
Gelsenkirchen, GH Grillostraße
………..
Gymnasium
75 bis unter 90 Prozent
Gelsenkirchen, Gym Ricarda-Huch
Diese Angaben beruhen offenbar auf einer Antwort auf eine Kleine Anfrage im Landtag durch Ministerin Gebauer. Dass die Antwort unter 17/1719 als Ergebnis nicht in der Dokumentenrecherche erscheint, ist misslich. Hier erscheint nur die Anfrage, aber nicht die Antwort. Daher kann auf die Quelle allein bei der anfragenden AfD zurückgegriffen werden.
https://cdn.afd.tools/wp-content/uploads/sites/137/2018/01/18-01-xx-Antwort-KA-707-HS.pdf
Laut „Information und Technik NRW (IT.NRW): Amtliche Statistiken sowie Landesdatenverarbeitungszentrale für das Bundesland NRW“ hatten in Gelsenkirchen im Schuljahr 2016/2017 insgesamt 53% aller Schülerinnen und Schüler einen Migrationshintergrund. Die Spitzenzahl erreicht die Hauptschule mit 72,3 %.
Link: https://www.it.nrw.de/presse/pressemitteilungen/2017/pres_219_17.html
Hier die PDF am Ende der Seite: Ergebnisse für kreisfreie Städte und Kreise
lt. Inforamtionsfreiheitsgesetz sollte man vielleicht als Journalist mal selber bei den Schulleitungen nachfragen?
Wir werden künftig der sozialen Probleme nicht mehr Herr? Als ob das in den Ballungszentren nicht schon seit Jahren der Fall wäre. Und man macht munter weiter mit dieser katastrophalen Migrations- und Schulpolitik, deren täglich zu beobachtende Konsequenzen bereits jetzt nahezu irreversibel sind… 🙁
Dann doch noch was zu (einer) Gesamtschule in GE: Bereits aus 2017. Aber die recherchierten Statistiken sind ja teils noch älter.
Da muss man dann wohl doch den gehörigen Regional-Abstand haben, um derartig ehrlich und einfühlsam über Not, Elend und Engagement von Köln aus zu berichten…
https://www.ksta.de/panorama/migration-und-bildung-deutsch-als-erste-fremdsprache-27925552
Interessant wäre, was sich dort nach einem Jahr entwickelt hat und wie es bei den anderen GS aussieht.
https://www.zdf.de/dokumentation/zdf-reportage/harte-schule-104.html