Bildungscampussoll „Leuchtturm“ werden

Stadt stellt Pläne für das neue Zentralbad vor

Vor rund anderthalb Jahren begannen die Rückbauarbeiten des Zentralbads, schon viele Monate zuvor war das Schwimmbad für die Öffentlichkeit nicht mehr zu nutzen. Damit wollte die Stadt den Weg bereiten, sollte der Zuschlag für den Bau der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung (HSPV) nach Gelsenkirchen kommen. Herne hat nun letztendlich das Rennen gemacht, Zeit für die Verwaltung, ihren Plan B der Öffentlichkeit vorzustellen.

 

Nur Stunden, nachdem das Essener Bauunternehmen Kölbl Kruse seinen Widerspruch gegen die Entscheidung für Herne zurückgezogen hatte, lud Oberbürgermeisterin Karin Welge
zur kurzfristigen Pressekonferenz ins Hans-Sachs-Haus. Hier holte man ein komplexes Konzept für die Zukunft des Geländes aus der Schublade, inklusive fertigen Modellzeichnungen, Finanzeinschätzungen und vor allem einer inhaltlichen Ausrichtung zur Entwicklung des Geländes.
„Wir haben natürlich auch einen Plan B entwickelt, und wir sprechen hier von einem großen, ambitionierten Bildungs-, Sport- und städtebaupolitischen Projekt an dieser 1A-Lage“, so Welge, die damit erklärte, weshalb man so schnell auf die Entwicklungen reagieren konnte.


„Das Bauprojekt soll schrittweise eine vollständige Umgestaltung des Gebiets entlang der Overwegstraße ermöglichen und „optimale bauliche Bedingungen für die berufliche und außerschulische Bildung schaffen“, so Welge. Diese Verbesserungen würden dringend benötigt.
Derzeit arbeitet die Stadt an der Bedarfs- und Zukunftsplanung der Gelsenkirchener Berufskollegs, da einige Gebäude baufällig oder renovierungsbedürftig und Ausstattungen veraltet seien. Dass man darum einiges an Fläche braucht, macht Anne Heselhaus, Bildungsdezernentin, klar. Dafür würde sich das Areal an der Overwegstraße hervorragend eignen. Perspektivisch sei das neue Sport- und Bildungsgebäude nur der Auftakt zur stadtplanerischen Weiterentwicklung des Gebiets hin zu einem großen Bildungscampus.


Ein teilbares 50-Meter-Becken, ein 25-Meter-Becken als Lehrschwimm- und Kursbecken, dazu Kraft- und Trainingsräume plant die Stadt Gelsenkirchen bis 2026 an der Overwegstraße fertigszustellen. Die Architekturdarstellung des Büros TOR 5 Architekten (Bochum) gibt einen ersten Einblick. Allein die Sitzschalen auf der rechten Seite soll es in dieser Form wohl nicht geben, merkte Harald Förster (Stadtwerke) in der Pressekonferenz an.

Bildung als Impuls für die Innenstadt

holen. Wir wollen einen starken Impuls für die Weiterentwicklung der City geben. Und wir wollen mit diesem ambitionierten Initialprojekt den Startschuss geben für die Entwicklung eines ganzen Areals, der Entwicklung eines Bildungscampus‘. Ja, mehr noch: der Entwicklung eines Zukunftsquartiers in unmittelbarer Innenstadtnähe in den nächsten zehn bis 20 Jahren“, so Oberbürgermeisterin Karin Welge.

Die Modellpläne für den Bau an der Ecke Overwegstraße/Florastraße sehen für das Schwimmbad mehr vor, als vom Bäderkonzept gefordert. „ Wir haben mit allen Vertretern der Schwimmvereine und den Schulen gesprochen und haben sehr viele verschiedene Varianten einer zukünftigen Ausstattung diskutiert. Und wir können Ihnen heute sagen, dass diese Ausstattung weit über das hinausgeht, was ursprünglich angesagt worden ist. Und das Ergebnis ist von überragender Zustimmung getragen“, so Harald Förster, Geschäftsführer der Stadtwerke GmbH.

Konkret geplant sind zwei Becken. Das 50-Meter-Becken mit acht Bahnen kann mittels einer Schwimmbrücke in zwei 25 Meter-Becken unterteilt werden. So entstehen 16 Bahnen, die zeitgleich von vier Schulklassen genutzt werden können. Dieses Becken kann durch seine Maße auch für Schwimmwettkämpfe genutzt werden, was sich die Schwimmvereine besonders gewünscht haben. Zuschauer finden auf den 200 Sitzen am Rand Platz. Ergänzt wird das Becken durch einen Ein- und einen Dreimeterturm. Das zweite Becken mit 25 Meter ist mit einem Hubboden als Lehrschwimm- und Kursbecken geplant. Große Nebenräume für Vereinssitzungen und ein 400 qm großer Kraft- und Trainingsraum sollen in einer zweiten Ebene entstehen, die über den Duschen und Umkleiden eingezogen wird. Fertig sein soll das Ganze im Jahr 2026. Zudem ist geplant, dass innerhalb des Zeitraums bis Ende 2027 ein Bildungsgebäude auf der Fläche errichtet wird, das mindestens 20.000 Quadratmetern Geschossfläche umfassen wird. Zusätzlich ist eine Tiefgarage für etwa 200 Fahrzeuge vorgesehen.

Der Bau wird den gesamten Block zwischen Rolandstraße, Overwegstraße und Florastraße einnehmen und in seinen Etagen variieren: dreigeschossig zur Rolandstraße hin und viergeschossig zur Overwegstraße hin. Des Weiteren könnte man sich eine bis zu achtgeschossige „Eckdominante“, wie Förster anmerkt, an der Ecke Florastraße/Overwegstraße vorstellen, „um die markante städtebauliche Situation zu betonen“. Doch ob und wie das Ganze letztlich realisiert wird, läge im Willen der Bevölkerung und der Politik, werden Welge und Förster nicht müde, zu betonen.

Bei der Gestaltung der Fassade will man eine zurückhaltende Ästhetik wählen, um sich harmonisch in das städtebauliche Umfeld einzufügen. Ebenfalls im Zusammenhang mit dem Projekt diskutiert wird der potenzielle Ringschluss der Linie 301 von Horst über die Overwegstraße. Hierdurch könne man die Verkehrssituation in diesem Bereich erheblich verbessern.
Hinsichtlich der Kosten des Bauprojekts rechnet man mit einer Gesamtinvestition von rund 150 Millionen Euro, doch die tatsächlichen Kosten können erst während der Planungs- und Umsetzungsphase konkret ermittelt werden. Das Konzept wird nun dem Rat der Stadt vorgelegt. Wie sich die einzelnen Fraktionen zum Projektentwurf positionieren, haben wir angefragt.

 

Mit auf dem Erneuerungsplan steht auch das Bildungszentrum, das Stadtbaurat Christoph Heidenreich in den nächsten Jahren „anfassen“, sprich: abreißen will. Das Gebäude sei nicht bzw. kaum zu sanieren und energetisch nicht zukunftsfähig aufzustellen, das sei schon länger ein Thema. Die Volkshochschule und die Stadtbibliothek sollten zudem Bestandteile des künftigen Bildungscampus werden. Heidenreich: „Dadurch erschließt sich an dieser zentralen innerstädtischen Lage die einmalige Chance, ein Stück Stadtreparatur zu betreiben, das Musiktheater städtebaulich noch besser zu integrieren und die Raumkante zu schließen. Hier haben wir ein echtes Filetgrundstück für vielfältige Nutzungen.“

 

Der gesamte Block an der Overwegstraße, auf dem noch vor einiger Zeit das Zentralbad und die alte Polizeiwache standen, könnte von dem neuen Bad und dem Bildungscampus eingenommen werden. Die benachbarten Gebäude des Berufskollegs Königstraße und des Berufskollegs für Technik und Gestaltung könnten obsolet werden, würden diese Berufsschulen auf den neuen Campus umziehen. Doch auch das Bildungszentrum könnte im Zuge des geplanten Umbaus der Bildungslandschaft in der Innenstadt in neue Räume ziehen und das Gebäude an der Ebertstraße dadurch überflüssig werden – soweit denkt Stadtbaurat Heidenreich perspektivisch bereits jetzt.

Was sagen die Fraktionen dazu? Schließlich müssen sie über Wohl und Wehe der städtischen Pläne entscheiden.

CDU:
Mit dem Rückzug des Investors Kölbl-Kruse aus dem offenen Rechtsstreit zur Standortvergabe der Hochschule für Polizei und Verwaltung (HSPV) ist eine Vergabe an Gelsenkirchen im laufenden Verfahren ausgeschlossen. Dazu erklärt der Fraktionsvorsitzende der CDU-Fraktion im Rat der Stadt Gelsenkirchen, Sascha Kurth:
 „Die Rahmenbedingungen für das bereits 2019 gestartete Vergabeverfahren zur HSPV haben sich in den vergangenen Jahren immer weiter verschlechtert. Wir als CDU bedauern sehr, dass der Investor für die Gelsenkirchener Fläche, Kölbl-Kruse aus Essen, mit dem heutigen Tag seinen Rückzug aus dem laufenden Rechtsstreit bekannt gegeben hat. Damit ist der Standort Gelsenkirchen aus dem Rennen, da das Ausschreibungsverfahren keine direkte Beteiligung der Kommunen als Partner des Landes vorgesehen hat. Dieses Ergebnis haben wir uns nicht gewünscht, es ist ein Rückschlag für unsere Bemühungen – klar ist aber auch, dass die wirtschaftliche Darstellbarkeit des Angebots unter Bedingungen der Vor-Corona-Zeit im Jahr 2023 schwer bis nicht mehr haltbar sind. Wenn am Standort in Herne eine Realisierung auch unter den veränderten Rahmenbedingungen möglich ist, wirft das genau die Fragen zur Fairness, Transparenz und Subvention auf, die im Rechtsstreit hätten mitgeklärt werden können und müssen. Die Landesregierung ist jetzt eigentlich aufgefordert, das gesamte Verfahren neu aufzurollen. Für uns als CDU ist aber auch klar: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für den Weg zu ‚Plan B‘ am Prestige-Standort in unserer City!“
Die CDU hat für die Zukunft des Standortes bereits klare Vorstellungen entwickelt: „Erster Schritt muss es jetzt sein, den Neubau des Zentralbades an zentraler Stelle auf den Weg zu bringen, Vereine und Schulen brauchen die Wasserflächen. Für den Bau ist die Fläche der ehemaligen Polizeiinspektion geradezu prädestiniert. Die CDU wird alle Aktivitäten und Beschlüsse unterstützen, um hier so schnell wie möglich in den Bau zu kommen und unser Versprechen, ein neues Zentralbad an zentraler Stelle, einzulösen“, so Kurth.
Für die größere Planung des Gesamtensembles kommt aus Sicht der CDU nur eine gesamtheitliche Betrachtung mehrerer Faktoren in Betracht: „Die Gesamtplanung muss jetzt simultan zum Go für das neue Zentralbad starten – für uns ist aber klar: Eine singuläre Nutzung dieses Filet-Standortes in Gelsenkirchen sehen wir nicht. Der Standort war mit der ursprünglichen HSPV-Planung als Campus für Bildung, Hochschule und Sport vorgesehen – und der Standort und sein Umfeld laden weiterhin dazu ein, mehrere Herausforderungen gemeinsam zu betrachten. Für uns als CDU bedeutet dies: In der nördlichen City der Altstadt muss ein neuer Campus für Bildung, Innovation, Technologie und Sport entstehen und das Gesamtareal City neu denken – wir dürfen nicht nur einfach ein neues Gebäude planen. An einem solchen BITS-Campus sehen wir insbesondere auch Themen rund um Arbeit und Start-Ups – der neue BITS-Campus könnte in Ergänzung zum Wissenschaftspark nicht nur dringend benötigte Entwicklungsflächen für Unternehmen schaffen, sondern nördlich und südlich auch eine Klammer rund um die Innenstadt und die Bahnhofstraße bilden, die mittelfristig neue Perspektiven bildet und Attraktivität schafft. Mit VHS, der angrenzenden Gesundheitswirtschaft, dem Standort des alten Amtsgerichts, den Potentialen des neuen Zentralbades und nicht zuletzt den Handlungsnotwendigkeiten bei den benachbarten Berufskollegs bietet sich jetzt die Chance, das Gesamtareal zu denken und Synergien sowie Innovationskraft zu schaffen und zu bündeln. In den Niederlanden sind bereits in diese Richtung gehende Modelle unter dem Stichwort „Brightlands“ erfolgreich platziert.  
Zudem schaffen wir dadurch im besten Fall auch Flächen, um den Bedarf an hochwertigem Wohnen in der City decken zu können. Gerade die Berufskollegs verdienen aber auch eine Aufwertung – die schaffen wir mit dem richtigen Mix am neuen Campus: Für uns als CDU klingt beispielsweise die Idee eines möglichen zukünftigen ‚Berufskolleg für Technik und Gestaltung am BITS-Campus‘ mit direktem Zugang zu Arbeitgebern, Innovationstreibern, direkt neben Flächen für Start-Ups und neue Ideen, mit mehr Hochschul- und weniger Bunker-Philosophie sowie perspektivisch hoffentlich eine wünschenswerte wirkliche Hochschulanbindung in einem attraktiven neuen Gesamtensemble in der nördlichen Altstadt  jedenfalls mehr als attraktiv und ist eine breite Diskussion wert. Kleinstaaterei und singuläre Problemlösung hatten wir lange genug – wir müssen hier auf eine nachhaltige Vorgehensweise setzen, die wir nicht in einigen Jahren bereuen“, so Kurth abschließend.

SPD:
Nach dem überraschenden Ende des Verfahrens zum künftigen Standort der Hochschule für Polizei und Verwaltung am 10. Mai 2023, hat Oberbürgermeisterin Karin Welge Pläne für ein neues Bildungsgebäude mit integriertem Zentralbad in Innenstadtlage vorgestellt.
Auf dem Gelände des ehemaligen Zentralbades sowie auf der gegenüberliegenden Fläche des ehemaligen Polizeigebäudes, soll damit auch die Entwicklung eines Bildungscampus - und perspektivisch eines Zukunftsquartiers - beginnen.
Die SPD-Ratsfraktion begrüßt dieses ambitionierte Vorhaben: „Wir sind der Verwaltung unter Oberbürgermeisterin Karin Welge sehr dankbar, dass sie -unabhängig vom laufenden Vergabeverfahren- in den vergangenen Monaten ein Konzept für die zentrale Baufläche, sowie für die Zukunft unserer Stadt entwickelt hat“, erklärt Axel Barton, Fraktionsvorsitzender der Sozialdemokraten. „Dieses große städtebauliche Großprojekt bietet Antworten auf eine Vielzahl von Herausforderungen.“
„Wir haben uns mit unserem Eckpunktepapier zum Thema Sport bereits eindeutig für ein neues Zentralbad mit 50-Meter-Bahn ausgesprochen, dass den Vereinen ein zu Hause gibt und den Bürgerinnen und Bürgern offen steht. Ebenso dafür, den entsprechenden Beschluss noch in diesem Jahr fassen zu wollen. Das vorgestellte Konzept sieht den Bau eines solchen Schwimmbades im ersten Schritt vor, weshalb es auch unsere Zustimmung findet.“
Aus Sicht der Sozialdemokraten ist die Investition in Bildung immer auch eine Investition in die Zukunft der Stadt. „Bereits mit der Einleitung des Jahrzehnts des Schulbaus, werden wir den Anforderungen nach modernen Bildungsstätten gerecht. Diese Offensive darf sich nicht nur auf den Bau von Grund- und Gesamtschulen beschränken. Die berufliche Bildung muss dringend ebenso Berücksichtigung finden!“, so Barton.
In den Augen der Sozialdemokraten biete der Bildungscampus perspektivisch unter anderem auch die wichtige Option, auf den Wandel des Arbeitsmarktes zu reagieren und Arbeitslosigkeit als kollektive Herausforderung zu verstehen. Auf Basis eines Fachkräftesicherungskonzeptes beispielsweise, könne man Bedarfe frühzeitig erkennen  und auch in der beruflichen Bildung gemeinsam reagieren, um einem künftigen Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
„Wir alle wissen, dass die Innenstadt neu gedacht werden muss. Große Veränderungen erfordern tatkräftige Reaktionen. Neben den vielen Potentialen, die das Konzept des Zukunftsquartiers bietet, ist ein wichtiger Aspekt, dass hier ein starker Impuls für die City gesetzt werden kann“, erklärt der Fraktionsvorsitzende der SPD.

FDP:
Die FDP-Ratsfraktion begrüßt das Vorhaben, an einem städtebaulich so herausragenden Platz wie dem ehemaligen Zentralbadgelände ein Zukunftsquartier zu entwickeln. 
„Um Strahlkraft für die Stadt zu erreichen wünschen wir uns einen Architektenwettbewerb sowie die Etablierung eines Ästhetikrates“, sagt FDP-Fraktionsvorsitzende Susanne Cichos. „Wir sind nicht überzeugt, dass ein Bildungscampus mit integriertem Schwimmbad das urbane Leben dort beflügelt“, ergänzt der stadtentwicklungspolitische Sprecher der FDP-Fraktion Ralf Robert Hundt. 
In Bildung zu investieren sei richtig. Transformation ein wichtiges Stichwort: „Wir müssen unsere Innenstädte neu denken. Wie wäre es mit einem Berufskolleg im toll sanierten Galeria-Kaufhof-Gebäude? Mit einem Schulhof auf dem Dach, vertikalen Gärten und jungen Menschen, die die Innenstadt beleben?“, schlägt Ralf Robert Hundt vor. „Dann haben wir im Gegenzug in unmittelbarer Nähe zum MiR Platz für einen spannenden Mix aus Wohnen, Kultur und Arbeiten.“ Hier wäre Platz für ein modernes, resilientes Quartier. (Angelika Woelke)

Grüne:
Endlich wird in Gelsenkirchen groß gedacht! Die Vision der Oberbürgermeisterin  eines Sport- und Bildungscampus ist ambitioniert und überraschend weit fortgeschritten. Es war vorausschauend und richtig, die Zeit des monatelangen Gerangels um den Standort für die neue Hochschule für Polizei und Verwaltung zu nutzen, um das alte Zentralbad niederzulegen und einen Plan B zu entwickeln, damit das neue Zentralbad schnell errichtet werden kann. Das Versprechen, das wir Grüne der Oberbürgermeisterin verschiedene Male abgerungen haben, dass das neue Zentralbad auch wieder zentral gebaut werden muss, sehen wir damit erfüllt und betrachten das auch als unseren Erfolg. Auch klingen die Ausstattungsmerkmale des neuen Zentralbades vielversprechend und scheinen wichtige Forderungen aus dem Schul- und Freizeitsport zu erfüllen. Für uns Grüne steht fest, dass ein Bildungscampus das Drehtürmodell für alle daran interessierten Berufskollegs umsetzen muss, um bestmögliche Synergien für die Berufsausbildung junger Menschen zu schaffen. Auch der Gedanke, die Volkshochschule und Stadtbibliothek in das Areal zu integrieren ist grundsätzlich sinnvoll, aber sicherlich auch nicht die einzige Option, wie diese Einrichtungen in Innenstadtnähe gehalten werden könnten. Irritiert sind wir allerdings über die diffusen Aussagen zur Streckenführung beim Ringschlusses der 301, die im Zuge der Veröffentlichung der Planungen quasi nebenher getätigt worden sind. Dazu wurden bereits Analysen vorgestellt und Entscheidungen getroffen, die nicht ohne Weiteres als überholt betrachtet werden dürfen. Was uns Grüne zudem stört, ist die Art der Kommunikation gegenüber der Politik: auf der einen Seite betont die Stadt immer wieder, dass es sich bei der Planung um einen Entwurf handelt, der nun in den gewohnten Beratungsprozess überführt wird, auf der anderen Seite ist das Projekt bereits so detaillreich und verbindlich in der Öffentlichkeit kommuniziert worden, dass diese Zusage eher aufgesetzt erscheint. Bei einem Vorhaben dieser Tragweite darf politische Beteiligung aber unter keinen Umständen zu einem Beiwerk werden, insbesondere da das gesamte Bäderkonzept ein Ergebnis politischen Handelns gewesen ist. Wir erwarten gespannt die Einbringung des Planungsentwurfes in die politischen Gremien, werden uns dann intensiv mit allen Aspekten davon beschäftigen und prüfen, ob bzw. wo wir Nachsteuerungsbedarf haben. In jedem Fall hat  Gelsenkirchen nun Großes zu erwarten und darüber freuen wir uns sehr.

WIN:
Wir haben von dem Vorgang erfahren, als wir das Thema Anbindung der Westfälischen Hochschule an das städtische Leben verfolgt haben (Students Day, Gutachten Potenzialanalyse, etc.). Hierzu haben wir vielen Anfragen und Anträge gestellt, auch im Rahmen der Haushaltsberatungen, worüber es keine Drucksachen gibt.
Als wir nicht voran kamen, haben wir ein Gespräch mit Prof. Kriegesmann geführt, der sagte, dass die kritische Masse um stadtprägend aufzutreten zu gering sei. Zum einen sei die Studentenzahl zu niedrig und zum anderen gäbe es viele Pendler, die nicht in Gelsenkirchen wohnen würden. Er fand das sehr schade, weil der  Mietspiegel in Gelsenkirchen sehr niedrig sei und Wohnraum ausreichend vorhanden wäre. Das müsse man besser nutzen und kommunizieren. Auch würde die Stadt Bocholt die Hochschule stärker einbeziehen und hervorheben, wovon Gelsenkirchen weit entfernt sei.
In Bezug auf die kritische Masse vermeldete er eine gute Nachricht. Die „Verwaltungshochschule“ würde nach Buer ziehen. Das eröffne der Stadt neue Perspektiven, der Schritt sei sehr zu begrüßen. Ich war irritiert darüber, dass über diese Gespräche und Planungen nicht in den politischen Gremien gesprochen wurde. Als ich den OB in einer Ratssitzung darauf ansprach und um Sachstand bat, hat er widerwillig, zögerlich und ungern geantwortet. Jeden Satz musste man ihm aus der Nase ziehen. Er hat die Antwort eher erbrochen als vorgetragen und war sichtlich verärgert darüber, dass die Info mir vorlag.
In weiteren Gesprächen sagte Prof. Kriegesmann mehrfach: „Herr Akyol das Thema ist durch, die Verwaltungshochschule kommt nach Buer.“ Es gab auch in der Presse Berichte über mögliche Studentenwohnheime.
Das ganze Vorhaben wurde dann von Innenminister Reul gestoppt. Es kam dann der Vorgang der Ausschreibung ins Spiel. Am Ende des Tages haben wir dem Innenminister Reul von der CDU zu verdanken, dass die stadtplanerisch wichtige Entscheidung, die Verwaltungshochschule nach Buer umzusiedeln, gestoppt wurde. Dass das so nicht deutlich angesprochen wird, ist der Tatsache geschuldet, dass die SPD mit der CDU in einer Koalition ist.
Darüber hinaus hat man als Kritik zu dem Zuschlag für Herne gesagt, dass man von Mauscheleien ausgeht und das auch so erwartet hätte. Davon hat man aber in der Ausschreibungsphase nichts gesagt. Vielmehr hat man sehr viel Geld in die Hand genommen und alles auf einen Zuschlag ausgerichtet. Wenn man den Zuschlag bekommen hätte, hätte man das Ganze als Erfolg für sich verbucht. Ich sehe aber aktuell Niemanden, der die Entwicklung als Niederlage verbucht und hierfür die Verantwortung übernimmt.
Dass man so schnell mit einem Entwurf um die Ecke kommt hat in erster Linie damit zu tun, dass man die Diskussion über den Ausgang der Ausschreibung vermeiden möchten. Es ist eine Taktik, von den eigenen Unzulänglichkeiten abzulenken. Fakt ist, die Stadt Herne hat anscheinend ein besseres Angebot unterbreitet und war kompetenter, was die Planung betrifft. Im Umkehrschluss waren wir schlechter!
Am Ende des Tages ist aber der fehlgeschlagene Umzug nach Buer für mich viel schwerwiegender. Da kann man nur sagen: Danke Herr Reul, Danke CDU. Danke für Nix!
Was die zukünftige Ausrichtung betrifft, so hat es geheißen, man müsse in Diskussionen einsteigen und Bedarfe evaluieren. Bei dem Entwurf handle sich um eine Vorstellung, einen Grobentwurf. Die Umsetzung werde sicherlich ganz anders aussehen. Meine Frage, wie man zu solchen Modellen käme, ohne zu wissen wieviel Bedarf an Raum für welche Angebote erforderlich sein, hat Frau Heselhaus kratzbürstig, arrogant und herablassend beantwortet: „Wenn Sie mir zugehört hätten, wüssten Sie, dass das ein langwieriger Prozess sein wird. Wir haben aktuell keine fertige Planung.“
Für das Gelände kann ich mir vorstellen: 
1. Ersatzbau für ein Zentralbad. 2. Eine moderne  Bibliothek als Leuchtturm für NRW. 3. Bildungscampus. 4. Internationales Kultur- und Begegnungszentrum. (Ali Akyol)

Die PARTEI:
Unserer Meinung gleicht das sogenannte „Zukunftsquartier“ vielmehr einem Vergangenheitsquartier. Das sieht man nicht zuletzt an der geplanten Architektur, die den Charme der 70er Jahre besitzt. Das einzige, was wir gut heißen und begrüßen können, ist, dass dieses Quartier keinen Platz für bewaffnete Gangs bietet (Stichwort: Polizeihochschule) - bewaffnete Gangs haben wir in Gelsenkirchen schon genug. Uns erschließt sich auch nicht, weshalb die Oberbürgermeisterin stolz auf ihr „Alternativkonzept“ ist. Dabei ist es doch genau das gleiche Konzept wie vorher – die HSPV ist nur nicht mehr drin. Unseres Erachtens ist das ganze ein Baufehler, der in wenigen Jahren bereut werden wird. Geplant ist beispielsweise eine Tiefgarage mit etwa 300 Stellplätzen. Das halten wir (Achtung: Ironie) für eine wirklich zukunftweisende Idee eines innenstadtnahen Bauprojekts. Außerdem fragen wir uns, ob es für ein neues, im Vergleich zum alten kleineres, Zentralbad nicht ausreicht, unsere regelmäßig unterfluteten Brückengänge zu nutzen. Schließlich sorgt uns die Frage, ob das neue teure Zentralbad, wie die sehr teure Traglufthalle im Sportparadies, nicht auch in einem Tag mit einem Messer zerstört werden kann. (Marc Meinhardt)

AUF:
Es ist sehr erfreulich, dass die Hängepartie um das Zentralbad beendet ist und die Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener in absehbarer Zeit ein neues Schwimmbad bekommen. Der völlig verfrühte Abriss des Zentralbads hat für eine Schwimmbad-Mangellage gesorgt. Auch die Überlegungen, einen Bildungscampus zu planen, haben ihren Charme und bieten sich an. Mit vielen Anfragen und Pressemitteilungen hat AUF immer wieder um die Einhaltung des Bäderkonzepts gekämpft gegen Vorstellungen eines Schmalspurbads oder sogar eines Einkaufszentrums an der Stelle. Das neue Zentralbad sollte unbedingt auch begehbare Freiflächen bekommen - zum Beispiel auf dem Dach. AUF Gelsenkirchen hatte ein Bädergutachten in Auftrag gegeben, das der Dipl. Ing. Architektur und Bäderfachmann Harald André erstellt hat,mit innovativen Vorschlägen wie einer Saunaanlage (im Obergeschoss mit Freibereich auf der Dachfläche).
Das neue Gebäude muss aber auch die architektonische Qualität haben, zu einem zeitlosen Qualitätsbauwerk zu werden, wie es Hans-Sachs-Haus und Musiktheater sind. Die von der Stadt vorgestellten Visualisierungen erscheinen da wie ein Schnellschuss. Es ist Offenheit, Bürgerbeteiligung und ein Architektenwettbewerb notwendig, um dieses Filetstück Gelsenkirchens auch in Hinblick auf die weiteren geplanten Baumaßnahmen an der Ebertstraße, Rolandstraße und Königstraße zu diskutieren und zu bewerten.
Die Andeutung des Stadtbaurats von einer Wohnraumentwicklung an der Königssstraße kann für AUF nur bezahlbaren, sozialen, modernen und nachhaltigen Wohnungsbau in städtischer Hand bedeuten und kein Luxus-Wohnraum zugunsten von Immobilienspekulanten.

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